Filmplakat: Platform

Kurzbeschreibung

Platform ist ein Science Fiction-Dokumentarfilm über die prekären Arbeitsverhältnisse in der Gig-Economy.  Er basiert auf dokumentarischen Interviews und verwebt diese mit Bezügen zu Neal Stephensons Roman Snow Crash von 1992, der eine heute schmerzhaft gegenwärtig erscheinende Zukunft beschreibt.
Prädikat wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Amazon, Lieferando, Gorillas oder wie sie auch alle heißen - die „Plattform-Ökonomie“ oder gig economy ist das neue heiße Ding und gerät doch immer wieder in die Schlagzeilen, weil die Ausbeutungsverhältnisse in dieser Form der „New Economy“ nicht sehr viel anders, bzw. zum Teil noch viel schlimmer sind, als man das aus anderen Bereichen der Wirtschaft kennt.

In einer sehenswerten Mischung aus Game Animation und Realaufnahmen und enorm großem Aufwand entwerfen die beiden Filmemacher Steffen Köhn und Johannes Büttner eine Welt der gar nicht allzu fernen Zukunft bzw. unserer unmittelbaren Gegenwart, in der die Boten und Liefersklaven der verschiedenen Logistikunternehmen als kleine Subunternehmer in Eigenverantwortung von einem Auftrag zum anderen hetzen, um sich einigermaßen über Wasser zu halten, während die großen Plattformen am anderen Ende der Nahrungskette im großen Stil verdienen. Bis sich die über den Globus verstreuten Kleinstunternehmer zusammentun und auf Anregung eines wohlmeinenden Kunden ihre Auftraggeber mit deren eigenen Waffen schlagen.

So perfekt die Kameraarbeit, die atmosphärische Lichtsetzung und die technische Umsetzung des Filmes auch ist - die Dramaturgie und das Drehbuch erreichen für die Jury nicht die narrative Qualität, die der Film gebraucht hätte, um wirklich zu zünden. Dies liegt unter anderem nach Meinung der Jury daran, dass die Handlung nicht klar auf einen Protagonisten fokussiert ist, sondern vielmehr buchstäblich rund um den Globus wandert und zudem zwischen Realfilm und Animation wechselt. Insgesamt wirkt durch die Vielzahl der Ebenen und die Fülle an Figuren der Film insgesamt gerade angesichts der Kürze fast ein wenig überfrachtet.

Auf diese Weise zerfasert der Spannungsbogen etwas und auch das Ende wirkt fast ein wenig verschenkt, dabei bleibt aber die Größe und Wichtigkeit des Themas unbenommen. In Abwägung aller Argumente und in Anerkennung der dargelegten Qualitäten zeichnet die Jury den Film gerne mit dem Prädikat „wertvoll“ aus.