Parachute

1985

Jurybegründung

Die Ausgestaltungssituation dieser faszinierend dichten, in der Deutung dennoch völlig offenen kurzen Geschichte ist ungewöhnlich: Eine alleinstehende junge Frau erhält fast täglich anonyme Briefe mit Fotos, die eine seltsame Intimbeziehung der Motive mit der Person und dem Leben der Empfängerin erkennen lassen. Die Fotografien scheinen einem chronologischen Gesetz unterworfen zu sein: sie verfolgen die Frau aus Bereichen der Erinnerung (oder des Wunschdenkens?) bis in ihre unmittelbare und offenbar bedrohte Gegenwart. Diese Vorgänge - so glaubten die Ausschußmitglieder die "Handlung" zu verstehen) - bleiben offen für jede Interpretation; es gibt keine plausible Erklärung. Eine mögliche wäre die, daß es sich hier um eine "Aussteigerin" handelt, die die gegenwärtige Welt verläßt, um in einer anderen Welt zu verschwinden. Zu solcher Deutung ist versucht, wer aus der Verzahnung der stehenden und bewegten Bilder die Durchleuchtung eines menschenlebens erwartet.



Dieser Mensch gewinnt in der Darstellung durch die sensible Johanna Elbauer glaubwürdige Substanz. Man ahnt: Ihre Isoliertheit ist nicht unverschuldet, sie ist von Konflikten umgeben. Diese steigern sich, bis sie - ausweglos? - sich fallen läßt, selbst von einem Fallschirm nicht mehr auf sicheren Boden getragen. Solche oder andere Deutungen von inhalt und Titel sind hier offenbar gestattet, wenn nicht erwünscht; es ist der Vorzug dieses Films, alle Auslegungen zuzulassen. Durch die verzügliche SW-Kamera-Arbeit von Raoul Coutard (dem langjährigen Chefkameramann von Claude Sautet u.a.) und die wohlkalkulierte Montage wird der Film zur optischen Delikatesse, ohne kulinarische Vordergründigkeit anzustreben, statt dessen regt er zum Nachdenken an.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Sabine Eckhard
Kamera:Raoul Coutard
Länge:13 Minuten

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die Ausgestaltungssituation dieser faszinierend dichten, in der Deutung dennoch völlig offenen kurzen Geschichte ist ungewöhnlich: Eine alleinstehende junge Frau erhält fast täglich anonyme Briefe mit Fotos, die eine seltsame Intimbeziehung der Motive mit der Person und dem Leben der Empfängerin erkennen lassen. Die Fotografien scheinen einem chronologischen Gesetz unterworfen zu sein: sie verfolgen die Frau aus Bereichen der Erinnerung (oder des Wunschdenkens?) bis in ihre unmittelbare und offenbar bedrohte Gegenwart. Diese Vorgänge - so glaubten die Ausschußmitglieder die "Handlung" zu verstehen) - bleiben offen für jede Interpretation; es gibt keine plausible Erklärung. Eine mögliche wäre die, daß es sich hier um eine "Aussteigerin" handelt, die die gegenwärtige Welt verläßt, um in einer anderen Welt zu verschwinden. Zu solcher Deutung ist versucht, wer aus der Verzahnung der stehenden und bewegten Bilder die Durchleuchtung eines menschenlebens erwartet.

Dieser Mensch gewinnt in der Darstellung durch die sensible Johanna Elbauer glaubwürdige Substanz. Man ahnt: Ihre Isoliertheit ist nicht unverschuldet, sie ist von Konflikten umgeben. Diese steigern sich, bis sie - ausweglos? - sich fallen läßt, selbst von einem Fallschirm nicht mehr auf sicheren Boden getragen. Solche oder andere Deutungen von inhalt und Titel sind hier offenbar gestattet, wenn nicht erwünscht; es ist der Vorzug dieses Films, alle Auslegungen zuzulassen. Durch die verzügliche SW-Kamera-Arbeit von Raoul Coutard (dem langjährigen Chefkameramann von Claude Sautet u.a.) und die wohlkalkulierte Montage wird der Film zur optischen Delikatesse, ohne kulinarische Vordergründigkeit anzustreben, statt dessen regt er zum Nachdenken an.