Padre Padrone - Mein Vater, mein Herr
1977
Jurybegründung
Der Bewertungsausschuss hat dem Film einstimmig das höchste Prädikat erteilt. Der Film, der einen starken dokumentarischen Eindruck hinterläßt, ist dennoch die freie Bearbeitung eines Romans. Gerade in dieser Verbindung von Dokument und künstlerischer Gestaltung bekommt er jedoch eine Intensität, die es erlaubt, die Emanzipation eines Menschen gegenüber der Tradition seiner Kultur, gegenüber der zwingenden Macht der Familie, gegenüber der versklavenden Bildungslosigkeit nach- und mitzuerleben. Dies wird unterstützt durch die künstlerischen Mittel, deren vorsichtiger, reflektierter Einsatz ihre Wirkung noch erhöht: wie hier Musik und Geräusche zur Darstellung einer Lebenswelt herangezogen werden, wie Sprache mehr wird als nur ein Vehikel der Mitteilung, sondern Verstehen ermöglicht oder verunmöglicht – das verstärkt jene Einheit der Gestaltungselemente, die fast unbemerkt, aber intensiv, die Thematik des Films verdeutlicht.Dass Menschen aus den Entwicklungsländern und -zonen unserer Welt den Sprung in die Neuzeit, in andere Kulturbereiche, unbekannte Lebensumstände immer wieder schaffen müssen, in ist Kennzeichen unserer Gegenwart. Wie hier die Schwierigkeiten solcher Umstellungen und Umbrüche sinnlich vergegenwärtigt werden, macht den besonderen Wert des Films aus, der insofern das Kaspar-Hauser-Thema unter einem ganz ungewohnten Gesichtspunkt darstellt.
Nicht wesentlich trägt zu der Intensität des Films bei, dass seine ungewöhnlichen Montagen expressive Kraft gewinnen, durch die das Dargestellte weit über den Einzelfall hinaus eine ganze Welt, eine allumfassende Lebenseinstellung, eine archaische Gegenwart vergegenwärtigt.
Filminfos
Regie: | Paolo Taviani; Vittorio Taviani |
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Darsteller: | Omero Antonutti; Marino Cenna; u. a. |
Buchvorlage: | Gavino Ledda |
Kamera: | Mario Masini |
Schnitt: | Roberto Perpignani |
Musik: | Egisto Macchi |
Länge: | 113 Minuten |
Verleih: | Jugendfilm Verleih |
FSK: | 12 |
Jury-Begründung
Der Bewertungsausschuss hat dem Film einstimmig das höchste Prädikat erteilt. Der Film, der einen starken dokumentarischen Eindruck hinterläßt, ist dennoch die freie Bearbeitung eines Romans. Gerade in dieser Verbindung von Dokument und künstlerischer Gestaltung bekommt er jedoch eine Intensität, die es erlaubt, die Emanzipation eines Menschen gegenüber der Tradition seiner Kultur, gegenüber der zwingenden Macht der Familie, gegenüber der versklavenden Bildungslosigkeit nach- und mitzuerleben. Dies wird unterstützt durch die künstlerischen Mittel, deren vorsichtiger, reflektierter Einsatz ihre Wirkung noch erhöht: wie hier Musik und Geräusche zur Darstellung einer Lebenswelt herangezogen werden, wie Sprache mehr wird als nur ein Vehikel der Mitteilung, sondern Verstehen ermöglicht oder verunmöglicht – das verstärkt jene Einheit der Gestaltungselemente, die fast unbemerkt, aber intensiv, die Thematik des Films verdeutlicht.Dass Menschen aus den Entwicklungsländern und -zonen unserer Welt den Sprung in die Neuzeit, in andere Kulturbereiche, unbekannte Lebensumstände immer wieder schaffen müssen, in ist Kennzeichen unserer Gegenwart. Wie hier die Schwierigkeiten solcher Umstellungen und Umbrüche sinnlich vergegenwärtigt werden, macht den besonderen Wert des Films aus, der insofern das Kaspar-Hauser-Thema unter einem ganz ungewohnten Gesichtspunkt darstellt.
Nicht wesentlich trägt zu der Intensität des Films bei, dass seine ungewöhnlichen Montagen expressive Kraft gewinnen, durch die das Dargestellte weit über den Einzelfall hinaus eine ganze Welt, eine allumfassende Lebenseinstellung, eine archaische Gegenwart vergegenwärtigt.