Filmplakat: Oberst Redl

Kurzbeschreibung

Aufstieg, Konflikte und der Fall eines Oberst, der aus kleinbürgerlichen Verhältnissen kommt; dargestellt vor dem Hintergrund der letzten Jahre der Donaumonarchie.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Spielfilm; Historischer Film
Regie:István Szabó
Darsteller:Klaus Maria Brandauer; Gudrun Landgrebe; Jan Niklas; Dorottya Udvaros; Hans-Christian Blech
Drehbuch:István Szabó; Péter Dobai
Kamera:Lajos Koltai
Schnitt:Zsuzsa Csákány
Musik:Zdenko Tamássy
Länge:150 Minuten
Verleih:Senator
Produktion: Mafilm Film- und Fernsehproduktions GmbH, Manfred Durniok Produktion für Film und Fernsehen, Berlin; ZDF; ORF;
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Nach eigenem Bekenntnis will der Film nicht den authentischen Fall des k.u.k. Oberst Redl erzählen, der vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges als überführter Spion Selbstmord beging, sondern den historischen Vorgang in frei erfundenen Handlungen interpretieren, zusätzlich inspiriert von früheren literarischen Behandlungen des Themas. Zu diesem Zweck werden in der ausführlichen Einleitung, die einer biographisch-psychologischen Vorbereitung dient, Kindheit und Jugend des Alfred Redl in kurzen, prägnanten Szenen geschildert, die den Charakter des späteren Karriere-Soldaten glaubwürdig entwickeln.

Der Bewertungsausschuss erkennt in der Gestaltung des Films durch István Szabó ein gelungenes Zeitpanorama, das den Zerfall der österreich-ungarischen Monarchie in eindrucksvollen Detailszenen wiedergibt. Eine glückliche Hand wurde bei der Auswahl der Schauplätze, bewiesen, so dass die Außen- wie auch Innenaufnahmen überzeugende Milieuechtheit suggerieren.

Vor diesem Hintergrund entfaltet sich im traditionellen Stil des Erzählkinos, das mitunter nicht frei von Kolportage bleibt, das Schicksaal des Oberst Redl. Da Authentizität nicht angeboten wurde, fühlt sich der Ausschuss nicht zu der Frage berechtigt, ob Erzherzog Franz Ferdinand in dieser Interpretation historische Glaubwürdigkeit besitzt. Er wird hier zum unmittelbaren Gegenspieler von Redl, der dem Kaiserhaus den Anlass für einen kleinen begrenzten Krieg liefern soll, mit dem Franz Ferdinand die zügellos gewordene k.u.k. Armee zu disziplinieren hofft. Die dramaturgische Anlage des Spiels führt zu der spannenden Konsequenz, dass der Typ des Spions, den Redl als für die allerhöchste Intrige bestens geeignet ans Messer liefern soll, unausweichlich er selbst sein wird, der ungeliebte Emporkömmling mit dem skrupellosen Ehrgeiz.

Klaus Maria Brandauer verleiht der tragischen Titelgestalt sein ungestümes Temperament. Neben überzeugenden deutschen Schauspielern wie Armin-Müller Stahl, Hans Christian Blech und Gudrun Landgrebe stand Regisseur István Szabó ein ganzes Arsenal ungarischer Mimen und technischer Mitarbeiter zur Verfügung.