Filmplakat: Nosis

FBW-Pressetext

Ein kleines Missgeschick kann das ganze Leben auf den Kopf stellen. So geht es auch dem kleinen Jungen, der seine erstaunlich lange Nase unfreiwillig tief in eine Torte steckt. Was dann passiert, ist unglaublich. Denn auf einmal eröffnen sich dem Jungen fremde Sinneswelten, die er so vorher nie gekannt hatte. Der Junge ist begeistert, berauscht – und bald schon besessen davon, alles über die Welt und das Leben via seine Nase zu erfahren. Dafür reichen ihm Lebensmittel nicht mehr aus. Er will seine Nase in das pure Lebendige stecken – selbst wenn er es dafür jagen muss. Und so opfert der Junge seine Unschuld an seine Neugier – bis eines Tages der Segen seiner Nase zum Fluch wird. Der Animationsfilm NOSIS ist die Abschlussarbeit von Vincenz Neuhaus, der an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF Animation studiert hat. Alles an dem Film wirkt auf eindrucksvolle Weise wie eine verfilmte Graphic Novel: der Protagonist, in dessen Gesicht sich immer mehr die Besessenheit abzeichnet, die ihn unter Leiden dazu zwingt, seinem Instinkt und Trieb nachzugehen; die Animation, deren Zeichenstil sich abwechselt und damit die verschiedenen Gefühlsebenen symbolisiert; oder auch der dröhnende Score, der die in unglaublichem Rhythmus montierten Bilder ebenso unterstützt wie der eingesprochene innere Monolog des Jungen. NOSIS von Vincenz Neuhaus ist sinnlich-körperliches Kurzfilmkino, das aufwühlt und begeistert.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Vincenz Neuhaus
Drehbuch:Vincenz Neuhaus
Musik:Nils Vogel-Bartling; Adrian Moscalu
Länge:8 Minuten
Produktion: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Förderer:Filmuniversität Babelsberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Eine lange Nase ist für den jungen Mann im Film zuerst einmal eine Plage, doch als er mit ihr zufällig in eine Torte stürzt, merkt, er, dass er durch diesen Kontakt das Wesen der Dinge erkennen kann. Bald wird ihm bewusst, dass er so auch das Wissen von Tieren „abzapfen“ kann, und als Jäger lernt er die Gier kennen. Vor dem letzten Schritt, seine Nase auch in Menschen zu stecken, der auch eine moralische Entscheidung ist, schreckt er zurück. Danach verwandelt sich die Nase in ein rechteckiges, offensichtlich nicht mehr organisches Objekt, und als er dieses von seinem Körper abschneidet, erkennt er, wohin seine Verwandlung ihn führt. Die Figuren, Tiere und Objekte in NOSIS sind wie mit Bleistift in Schwarzweiß gezeichnet. Darüber hinaus arbeitet Vincenz Neuhaus mit einer auffälligen Farbdramaturgie: Blut oder das Objekt, in das die Nase sich schließlich verwandelt, leuchtet in Signalfarben. Wie ein Kontrapunkt zu der meist ruhelosen Animation wirkt die Tonspur mit einer Stimme, die in einem ruhigen, literarisch wirkenden Stil und in der Ichform die Geschichte erzählt. Neuhaus hat für seine absurde Geschichte einer Verwandlung die passenden filmischen Mittel gefunden. NOSIS ist eine origineller, einfallsreich gestalteter Abschlussfilm, der neugierig auf die nächsten Filme des Künstlers macht.