Filmplakat: NO

FBW-Pressetext

Frida will ihr Leben leben und unabhängig sein. Und nicht von einem Mann in einer festen Beziehung dominiert werden. Als sie Emiliano, mit dem sie sich häufig trifft, genau dies klar macht, eskaliert Emilianos Wut ins Unendliche. Denn in Mexiko gilt eine Frau oft noch als Besitz des Mannes. Und Selbstbestimmung und Emanzipation sind für viele Männer Fremdworte. Der Filmemacher Bruno Manguen Sapiña widmet sich in seinem Kurzspielfilm dem Femizid, der auch in Mexiko sehr verbreitet ist. Schon der Beginn des Kurzfilm etabliert die bedrückende Stimmung, indem er fast wie beiläufig einen ganz alltäglichen Fall einer Vergewaltigung und Entführung einer jungen Frau schildert. Fridas Geschichte selbst beginnt als wilde Romanze und lässt mit sinnlich aufgeladenen Nachtbildern über den Dächern Mexiko Citys die Leinwand. Doch in der zentralen Szene, in der der Gewaltausbruch Emilianos eskaliert, geht Manguen Sapiña einen mutigen inszenatorischen Weg: Die Tonebene wirkt wie unterdrückt, nur die Wassertropfen sind zu hören, über der gesamten Szenerie liegt ein rauschender Hall. Später dann, während einer Autofahrt, lassen Reißschnitte immer wieder Einzelbilder der Eskalation aufblitzen. Dieser geschickte und kluge Umgang mit den Filmgewerken verschafft NO eine sogartige Kraft und bereitet die Bühne für den letzten Akt, der einen Bogen zur mexikanischen Polizei schlägt, die nichts tut, um Frauen zu schützen. Und die selbst von Arroganz und Geringschätzung gegenüber Frauen, auch in den eigenen Reihen, geprägt ist. Was Manguen Sapiña mit diesem Kurzspielfilm auf eindringliche Weise gelingt, ist eine kluge, aufgrund seiner Drastik erschütternde und durch den erzählerischen Bogen allumfassende Behandlung eines zentralen Problems. Dass es unbedingt zu lösen gilt. Bevor Eskalation zur Normalität wird. Ein eindrucksvoller Kurzfilm.
Prädikat besonders wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Irgendwo in Mexiko. Eine junge Frau läuft durch eine Marktgasse, wird von zwei Männern eingeholt und in ein Auto gezerrt. Ein verzweifeltes „No“ gegen die drohende Vergewaltigung wird mit roher Gewalt ignoriert. Diese Szene ist aber nur der Einstieg in einen Film, der die Betroffenheit der Jury noch deutlich zu steigern vermag. Wir sehen Frida, die auf einer Straße entlang geht, um dann in das Auto ihres Bekannten Emiliano einzusteigen. Sie entschließen sich zu einem Date zuhause bei Frida, das schließlich gemeinsam in der Badewanne endet. Zu Emilianos Antrag auf eine gemeinsame Zukunft kommt ein klares „No“ von Frida, die für ein unabhängiges Leben steht. Doch Emiliano kann dieses „No“ nicht hinnehmen. Und je mehr Frida vernünftig mit ihm reden will, desto mehr scheint die Situation zu eskalieren.
In der Kürze des Films wird Vieles angerissen und klare Botschaften erteilt. Klar zu sehen ist eine Anklage an die allgemeine Gewalt gegen Frauen in Mexiko, wo Mord und Vergewaltigung gegen diese an der Tagesordnung sind. Denn Frauen werden von Männern gerne als legitimer Besitz und als Menschen ohne eigenen Willen oder eine eigene Meinung gesehen. Gleichzeitig ist der Film auch eine Anklage an die allseits übliche Korruption im Staatssystem Mexikos. Eine hervorragende Kameraführung mit besonderer Licht- und Farbgestaltung, besonders bei der Szene in der Badewanne und der einer Wasserschlacht ähnelnden Nachtfahrt im Auto bringen den Zuschauer an die Grenze des Erträglichen. Ein besonderes Lob verdient auch die differenzierte Tongestaltung und die hervorragende Montagearbeit. Ein harter perfekt inszenierter und politisch wichtiger Film.