Never Drive a Car When You're Dead

Filmplakat: Never Drive a Car When You're Dead

FBW-Pressetext

Noch eine Zigarette, denkt sich ein Verzweifelter, der kurz davor ist, sich aufzuhängen. Doch dann streikt das Feuerzeug und auf der Suche nach einem geeigneten Ersatz steht da auf einmal ein Piano. Was nun beginnt, ist eine letzte Reise, ein Abgesang auf das Leben und ein Trauerzug zum eigenen Begräbnis. Der animierte Kurzfilm von Gregor Dashuber vermischt das Gefühl von Feier und Trauer in einer neunminütigen skurrilen Parade. Fast schon geisterhaft bewegen sich die Figuren, die bis ins kleinste Detail ausgearbeitet sind und die – jeder für sich – ein popkulturelles Zitat darstellen. So ergibt sich ein buntes Panorama, perfekt durchkomponiert, komplex und stimmig. Zusammen mit einem sehr gelungenen Sounddesign von Marian Mentrup ein perfektes Animationserlebnis.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Gregor Dashuber
Drehbuch:Gregor Dashuber
Kamera:Gregor Dashuber
Schnitt:Martin Reimers
Musik:Marian Mentrup
Länge:10 Minuten
Verleih:Kurzfilm Agentur Hamburg
Produktion: Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" Potsdam-Babelsberg
Förderer:Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" Potsdam-Babelsberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein Selbstmord ist angesagt, mit der Schlinge schon um den Kopf will die letzte Zigarette geraucht werden, doch das Feuerzeug versagt. Und schon sitzt der Mann am Klavier, ein fröhlich melancholischer Trauermarsch New Orleanscher Prägung beginnt, das Klavier tritt eine Reise an, wird zum Anhängsel an einem riesigen Leichenwagen, die von der Stadt hinaus zum Friedhof führt. Das alles geht nur mit einer Animation. Eine kaputte Welt tut sich auf mit schrägen Typen, die eine Großstadt ausspuckt von Punks, Junkies, Grufties und Supermannverschnitt bis hin zu siamesischen Zwillingen. Sie bilden ein Trauerdefilee durch eine Stadt, die ein bisschen aussieht wie Berlin, mit S-Bahnen und abgestürzten Krankenwagen oder Polizeiwagen, Ödflächen mit Pommesbuden und heruntergekommenen Häuserfassaden. Das alles in einem wie mit einem schnellen nervösen Strich hingeworfenen zweidimensionalen klassischen Trickfilm, fast alles schwarz-weiß und mit reduzierten Farbanteilen, das Rot des Supermanns oder die grüne Irokesenfrisur, alles dicht gepackt mit großem Detailreichtum. Die Totengräber warten schon und unser Held fällt am Schluss ins bodenlose Schwarz, stolpernd über seinen Schnürsenkel.
Die Animation ist perfekt durchkomponiert fahrig zerrissen komplex und stimmig ausgearbeitet. Alles hat den Look eines Auswurfs der Gesellschaft, die Stadt und die Menschen, die den Geistermarsch durch die Vergangenheit des Protagonisten bilden und am Grab sich zu Staub auflösen. Der Film hinterlässt uns eine vieldeutige Auslegung über den Sinn unseres Tuns einerseits und der gedachten Auflösung über das Ende andererseits.