Namus

FBW-Pressetext

Expressiv gestaltetes Schwarzweiß-Drama über die Beziehungsprobleme zwischen deutschen und türkischstämmigen Deutschen, zwischen Männern und Frauen, Ehre und Vorurteilen. Ein Kurzfilm, der großes Talent erkennen lässt.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Döndü Kilic
Drehbuch:Andreas Hug; Döndü Kilic
Länge:14 Minuten
Verleih:DFFB
Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB), Döndü Kilic, Berlin
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Linda hat mehr als nur ein Auge auf Volkan geworfen, als sie jedoch nach einem One-Night-Stand von ihm schwanger ist, eskaliert die schwierige Situation zwischen den unterschiedlichen Moralwelten.
Dankenswerterweise wird bereits im Vorspann der Titel übersetzt und in seiner umfassenden Bedeutung erläutert. Geschickt wird dadurch auf das Unverständnis der beiden Bevölkerungsgruppen hingearbeitet: Deutsche und türkischstämmige Deutsche in Berlin.

Durch den Berliner Ehrenmord im Frühjahr 2005 in seiner Aktualität noch einmal gesteigert, führt der Film eindrucksvoll auf die Eskalation einer erst verbalen, später realen Gewaltspirale zwischen diesen sich fremden Jugendlichen hin, versucht in Nebenszenen, die aufgewühlte Gefühlswelt Volkans und seine Zukunftsängste knapp darzustellen.
So oberflächliche das Bild von Lindas Treppensturzes als Lösungsansatz gewählt wurde, so intensiv sind die gegenseitigen Pöbeleien eingangs auf dem Parkplatz und später am Zaun des Sportplatzes. Die Sprache ist zutiefst verletzend und jenseits multikultureller politischer Korrektheit. Sie wirkt in ihrer Wortwahl und Intonation extrem glaubwürdig. Auch der Übergang der Dialoge von Türkisch zu Deutsch, ohne die Eingangssätze zu untertiteln, führt nichttürkischen Zuschauern vor Augen, wie grundlegend die gegenseitigen Verständnisprobleme gelagert sind. Jedoch verweigert sich der Film grundsätzlicher Stereotypen, etwa indem er Volkans Familie nicht als vorurteilsbelastete Zerrbilder mit dickem Schnauzer und Kopftuch zeigt.

Der in Schwarzweiß gedrehte und zum teil mit expressionistischer Bildgestaltung arbeitende Kurzfilm vermag das schwierige Thema überzeugend umzusetzen.Die vom Ausschuss kritisierten Mängel bei der Ensembleführung der Clique und der teilweise zu platten Bildsprache sind jedoch so singulär auf dieses Werk zu beziehen, dass weitere Kurzfilme der Regisseurin mit Spannung erwartet werden.