Mosquito Coast

1986

Kurzbeschreibung

Ein amerikanischer Ingenieur möchte einerseits die Welt mit seinen Erfindungen beglücken, andererseits strebt er nach einem unberührten Platz in der Natur. Und so verlässt er mit Frau und Kind Amerika und kauft sich an der Mosquito Coast ein halb verfallenes Dorf.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:Peter Weir
Darsteller:Harrison Ford; Helen Mirren
Drehbuch:Paul Schrader
Kamera:John Seale
Musik:Maurice Jarre
Länge:117 Minuten
Produktion:
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Dies ist kein Film, der sich schnell einordnen ließe, denn er umfaßt - wie schon DIE LETZTE FLUT und DER EINZIGE ZEUGE des gleichen Regisseurs - dramatisches Geschehen, ausführliche monologische und didaktische Reflexionen und (aus beiden resultierend) komplexe ideologisch-philosophische Aussagen. So ist denn in der Gegenüberstellung zweier fanatischer Tyrannen, von denen der eine die Techniken der Zivilisation und der andere die Techniken des Glaubens und des Betens den hörig-abhängigen Familienmitglieder, den tumben Zeitgenossen der eigenen Gesellschaft und den für zurückgeblieben erklärten Urwaldmenschen vermitteln möchte, die gewaltsame Beglückung wie die Machbarkeit auch des unmöglich Erscheinanden, ist also Hybris das eigentliche Thema des vordergründig eher simplen geschehens. Gleichzeitig geht es für diese beiden Chauvi-Figuren, aber auch für ihre Frauen und Kinder um die Lernfähigkeit auf Grund von Erfahrungen: wieweit können aus den Erfolgen und Fehlschlägen des Menschen noch Veränderungen prinzipieller Art für seine Ziele und Vorgehensweisen resultieren. So schafft der Regisseur - worauf auch die zwischen den streitenden Männern ala Argumente ausgetauschten Zitate verweisen - eine endzeitliche Entscheidungs- und Umbruchsituation, in die er den heutigen Ideologen wie den Macher stellt.

Doch solche Themen werden nicht abstrakt verhandelt, sondern sind in den konkreten Personen der Handlung und ihren Schicksalen erlebbar. Der Gestaltung des Drehbuchs mit dem immer wieder zur Nachdenklichkeit verführenden Geschehensablauf und der Regie mit ihrer behutsamen Darstellerführung, die den Gestalten nie einseitig oder eindeutig sympathische oder unsympathische Züge zudiktiert, gebühren insofern ein hoher Anteil an der geschlossenen und spannenden Konzeption eines Films, der eher Deprimiertheit als Zuversicht weckt. Beeindruckend ist im übrigen die Ausstattung, die bei allem Aufwand sich ganz dem Anliegen des Films unterordnet.

Daß trotz solcher Qualitäten der Ausschuß nicht das höchste Prädikat vergeben hat, liegt an der Glätte und Kühle des Films, der letzten Endes doch eine sorgfältig konstruierte Parabel vorführt, in der Raum für andere Perspektiven, für ein Geschehen, das sich mit der Argumentations-Handlung nicht rechnen läßt, nicht mehr bleibt.