Mit eisernen Fäusten

1967
Filmplakat: Mit eisernen Fäusten

Jurybegründung

Bitte beachten Sie, dass es sich bei untenstehendem Gutachten um einen Text aus dem Jahr 1967 handelt. Das Gutachten wurde seinerzeit von einer unabhängigen FBW-Jury verfasst, was auch heute noch der Fall ist. Bei dem Gutachten handelt es sich um ein filmhistorisches Dokument, das aus dem Geist seiner Zeit formuliert wurde. Es kann Gedanken und Formulieren enthalten, die aus heutiger Sicht absolut inakzeptabel sind. Aus Gründen demokratischer Transparenz veröffentlicht die FBW das Gutachten als ein zeitgeschichtliches Dokument an dieser Stelle vollständig und ungekürzt.





Der Ausschuß schließt sich der Feststellung des Antragstellers an, daß der Film „Mit eisernen Fäusten" innerhalb des Western eine Variante darstelle, die in der thematischen Abwandlung des Wildwest-Modells und in der Form als originell zu bezeichnen sei und daß die Bewertung von hier aus erfolgen müsse. Dem Ausschuß scheint der Film „Mit eisernen Fäusten" insofern besonders bemerkenswert, als die klassischen Handlungsmotive des Western festgehalten und gleichzeitig intellektuell so spielerisch aufgehoben werden, daß sowohl ein Unterhaltungsfilm wie ein anspruchsvolles Kunstwerk entstanden ist. Der Film brilliert in burlesken Motiven und hält doch das Schema oder Modell des klassischen Western durch. Figuren und Handlungsmotive werden vielfach geradezu parodiert, bis am Ende — im Sinne der Äußerungen des Regisseurs Pollack, die Antragsteller wörtlich zitiert — tatsächlich so etwas wie eine aus Action und Humor gemischte parodistische Anspielung auf die aktuelle soziale Spannung zwischen Weißen und Negern in den Vereinigten Staaten erreicht wird. Während der Western in deutlicher parodistischer Überspitzung, fast tumultuarisch sein Ende findet, tragen die beiden bis zur Unkenntlichkeit entstellten Protagonisten, der sture Weiße und der durch eine Skala von Imitationen auf das Niveau des Weißen gelangte Neger, ihren grotesken Streit aus und ziehen mit komischer Verbissenheit auf einem Roß aufs neue in den törichten Kampf. Hier wird ein Höchstmaß von beziehungsreicher Parodie auf amerikanische Grundverhältnisse erreicht, die auch dem nichtamerikanischen Betrachter des Films verständlich sind und deren komödiantische Bezeichnungskraft unbestreitbar ist. In dem Film finden sich auch im einzelnen zahlreiche parodistische, komische, burleske Motive. Das fängt mit dem parodistischen Gegensatz von sturem Analphabetentum und angelernter, gar lateinischer Halbbildung des Negers an, bewährt sich in der Parodie auf die Skalpjäger, erbringt in vielen Nebenmotiven (Kate) vielfältige Brechungen und Spiegelungen und ist durch die brillante Regie dem Höhepunkt am Ende zugeführt. Die Ironie bewährt sich auch an dem Motiv, daß die mitgeführte „Mutter Courage" (Kate) mit ihrem scharfen Witz geradezu das Motiv personifiziert, daß die Rivalität und sturen Kämpfe der Männer an der fortlaufenden Gleichheit der Kampfmotive und des Überstehens und Überlebens gar nichts ändern.

Die darstellerischen Leistungen entsprechen dem Konzept. Der Film ist ein seltener Fall der Einheit von Geist und spannender Unterhaltung, von Parodie und Demonstration parodistisch anvisierter sozialer und politischer Sachverhalte. Besondere Erwähnung verdient, daß der Film ohne die sentimentalen und oftmals falschen moralischen Akzente des Western äuskommt, ja, daß er sie persifliert. Der Film ist fast so etwas wie eine burleske Komödie. Die Filmkamera hält sich an die Szenerie, die einzelnen Handlungsmomente, die Gags des klassischen Western, führt sie aber durch sublimen Witz, der dem Film als ganzem innewohnt und sich in den vielfältigsten Details bewährt, in eine parodistische Surrealität.

Um dieser Vorzüge willen hat der Ausschuß das höchste Prädikat für angemessen erachtet.
Prädikat besonders wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Bitte beachten Sie, dass es sich bei untenstehendem Gutachten um einen Text aus dem Jahr 1967 handelt. Das Gutachten wurde seinerzeit von einer unabhängigen FBW-Jury verfasst, was auch heute noch der Fall ist. Bei dem Gutachten handelt es sich um ein filmhistorisches Dokument, das aus dem Geist seiner Zeit formuliert wurde. Es kann Gedanken und Formulieren enthalten, die aus heutiger Sicht absolut inakzeptabel sind. Aus Gründen demokratischer Transparenz veröffentlicht die FBW das Gutachten als ein zeitgeschichtliches Dokument an dieser Stelle vollständig und ungekürzt.


Der Ausschuß schließt sich der Feststellung des Antragstellers an, daß der Film „Mit eisernen Fäusten" innerhalb des Western eine Variante darstelle, die in der thematischen Abwandlung des Wildwest-Modells und in der Form als originell zu bezeichnen sei und daß die Bewertung von hier aus erfolgen müsse. Dem Ausschuß scheint der Film „Mit eisernen Fäusten" insofern besonders bemerkenswert, als die klassischen Handlungsmotive des Western festgehalten und gleichzeitig intellektuell so spielerisch aufgehoben werden, daß sowohl ein Unterhaltungsfilm wie ein anspruchsvolles Kunstwerk entstanden ist. Der Film brilliert in burlesken Motiven und hält doch das Schema oder Modell des klassischen Western durch. Figuren und Handlungsmotive werden vielfach geradezu parodiert, bis am Ende — im Sinne der Äußerungen des Regisseurs Pollack, die Antragsteller wörtlich zitiert — tatsächlich so etwas wie eine aus Action und Humor gemischte parodistische Anspielung auf die aktuelle soziale Spannung zwischen Weißen und Negern in den Vereinigten Staaten erreicht wird. Während der Western in deutlicher parodistischer Überspitzung, fast tumultuarisch sein Ende findet, tragen die beiden bis zur Unkenntlichkeit entstellten Protagonisten, der sture Weiße und der durch eine Skala von Imitationen auf das Niveau des Weißen gelangte Neger, ihren grotesken Streit aus und ziehen mit komischer Verbissenheit auf einem Roß aufs neue in den törichten Kampf. Hier wird ein Höchstmaß von beziehungsreicher Parodie auf amerikanische Grundverhältnisse erreicht, die auch dem nichtamerikanischen Betrachter des Films verständlich sind und deren komödiantische Bezeichnungskraft unbestreitbar ist. In dem Film finden sich auch im einzelnen zahlreiche parodistische, komische, burleske Motive. Das fängt mit dem parodistischen Gegensatz von sturem Analphabetentum und angelernter, gar lateinischer Halbbildung des Negers an, bewährt sich in der Parodie auf die Skalpjäger, erbringt in vielen Nebenmotiven (Kate) vielfältige Brechungen und Spiegelungen und ist durch die brillante Regie dem Höhepunkt am Ende zugeführt. Die Ironie bewährt sich auch an dem Motiv, daß die mitgeführte „Mutter Courage" (Kate) mit ihrem scharfen Witz geradezu das Motiv personifiziert, daß die Rivalität und sturen Kämpfe der Männer an der fortlaufenden Gleichheit der Kampfmotive und des Überstehens und Überlebens gar nichts ändern.
Die darstellerischen Leistungen entsprechen dem Konzept. Der Film ist ein seltener Fall der Einheit von Geist und spannender Unterhaltung, von Parodie und Demonstration parodistisch anvisierter sozialer und politischer Sachverhalte. Besondere Erwähnung verdient, daß der Film ohne die sentimentalen und oftmals falschen moralischen Akzente des Western äuskommt, ja, daß er sie persifliert. Der Film ist fast so etwas wie eine burleske Komödie. Die Filmkamera hält sich an die Szenerie, die einzelnen Handlungsmomente, die Gags des klassischen Western, führt sie aber durch sublimen Witz, der dem Film als ganzem innewohnt und sich in den vielfältigsten Details bewährt, in eine parodistische Surrealität.
Um dieser Vorzüge willen hat der Ausschuß das höchste Prädikat für angemessen erachtet.