Luna Papa

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Die Kamera fliegt über eine fremdartige Landschaft, dann stürmen
Pferde und Reiter in ein Dorf: Tadschikistan ist der Schauplatz
dieser märchenhaften Groteske. Zwischen Taschkent und Samarkand,
in einer Gesellschaft in Auflösung und Chaos, wird ein
Schwängerer gesucht. Vater Safar und Bruder Nasreddin schleppen
einen Schauspieler nach dem anderen - wenn es sein muß, mitten
aus einer Shakespeare-Aufführung - herbei, damit die
theaterbegeisterte junge Tartarin Mamlakt ihn eventuell
identifizieren kann. Daneben wird mit Blutkonserven geschwindelt,
mit einem Panzer Wegzoll erzwungen und mit dem Flugzeug
Schafdiebstahl begangen. Nur im Märchen kann eine solche
Geschichte gut gehen.

Regisseur Bakhtiar Khudojnazarov gelingt es über eine sehr weite
Strecke, seinen Film glaubhaft und eindringlich zu halten. Großen
Anteil daran haben auch die beherzt aufspielenden Darsteller,
allen voran die junge Chulpan Khamatova, aber auch Moritz
Bleibtreu als kriegsinvalider Bruder überzeugt. Der schnelle
Schnitt unterstützt die vorherrschende Lakonie. Aber es gibt auch
Actionszenen, die aufgesetzt wirken, und beim Klamauk
gelegentlich des Guten zuviel. Zum Schluß hin offenbaren sich
dramaturgische Schwächen, das Drehbuch greift (wörtlich genommen)
zum fliegenden Teppich, um einen Schlußakkord zu setzen. Viel
Vergnügen bereitete dem Bewertungsausschuß die untertitelte
Originalversion, deren fremde Klänge den Charme des Films
verstärken.