Losers and Winners

Filmplakat: Losers and Winners

FBW-Pressetext

Das Thema Globalisierung anschaulich, menschlich und tiefenscharf: Chinesische Spezialisten bauen eine Kokerei in Dortmund ab, um sie in ihrem Land wiederaufzubauen und so im Wirtschaftswettlauf weiter nach vorne zu kommen. Reichhaltiger und lebensnaher kann ein Dokumentarfilm kaum sein. Nachvollziehbar, spannend und ehrlich ist der tiefenscharfe, facettenreiche Blick dieses Dokumentarfilms. Und poetisch. „Geld, du bist ein Messer, das die Menschen tötet, ohne Blut“, sagt ein chinesischer Arbeiter bei der Lohnauszahlung.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Ulrike Franke; Michael Loeken
Drehbuch:Ulrike Franke; Michael Loeken
Länge:100 Minuten
Produktion: Filmproduktion Loeken Franke GbR
Förderer:Filmstiftung NRW

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Chinesische Spezialisten bauten im Jahr 2000 die Kokerei Kaiserstuhl in Dortmund ab, um sie in China wieder aufzubauen und nach deren Konstruktionsplänen weitere Kokereien im Land zu errichten. Die Industrieanlage, obwohl erst in den 90er Jahren gebaut und auf höchstem technischen Level, war aus deutscher Sicht zu unrentabel geworden.

Über anderthalb Jahre begleiteten die Filmemacher mit der Kamera die Demontage. Mit einem ungeheuer detailgenauen und akribisch dokumentierenden Blick macht uns der Film zu Zeugen eines unglaublichen Geschehens, denn nie zuvor ist eine Industrieanlage dieser Größenordnung verfrachtet worden. Doch dem Film gelingt weit mehr als eine Dokumentation dieses gigantischen Industrieabbaus, der mit chinesischen Schriftzeichen markiert, in Einzelteile zerlegt und am Ende in Überseecontainer geschoben wurde.
Der eindringliche Dokumentarfilm macht das Leben spürbar. In schnörkellos treffenden Bildern lässt er uns teilhaben an zwei Welten und Kulturen, die im Zeitalter der Globalisierung aufeinander treffen. Auf der einen Seite, stellvertretend dafür agiert vor allem Reiner, der die Kokerei wie seine Westentasche kennt und nun ihren Abbau technisch begleiten muss, stehen das technologische Know-How und die deutschen Vorstellungen von Arbeitssicherheit und Normalarbeitstag. Auf der anderen Seite stehen die Chinesen mit ihrem ehrgeizigen Ziel, sich Wissen und Technik anzueignen, um ihr „Vaterland immer stärker und reicher“ zu machen.

Diese zweifellos aktuelle Dimension der aufstrebenden Weltmacht wird, dies ist eine kaum zu übertreffende Leistung des Films, ausschließlich durch Originaltöne und feinfühlige Porträts der chinesischen Arbeiter erreicht. Wie viel Geld sie verdienen für ihre harte Arbeit, welche Wünsche sie sich davon erfüllen wollen, wie sie untergebracht sind, wann und was sie essen, wie sie Deutschland einschätzen, all diese Fragen und noch weit mehr beantwortet dieser Dokumentarfilm, und er tut dies auf eine selten erreichte lebendige Art voll menschlicher Nähe. In ruhigen und hellwachen Bildern, unterstrichen hier und dort durch eine atmosphärisch dichte chinesische Musik, fächern sich die Facetten der chinesischen Mentalität auf. Wir sehen die Arbeiter, garniert mit einer riesigen roten Schleife, die antreten zum Fototermin, um auf die dann ausgehängte „Liste der Glanzvollen und Ruhmreichen“ zu kommen. Wir hören die propagandistischen Töne von „Vorbild-Arbeitern“ und von der Pflicht, „die Würde unseres Staates zu verkörpern“. Wir sind aber auch dabei, wenn ein Arbeiter um ein Darlehen für seine kranke Frau nachsucht und die Arbeitsunfälle vorgetragen werden.
Und dann zeigt der Film uns auch noch die „alten Ausländer“, womit jene Deutschen gemeint sind, die bis zu ihrem eigenen bitteren Ende die Demontage begleiten…

Kurzum: Reichhaltiger und lebensnäher kann ein Dokumentarfilm wohl kaum sein.