Loïe Fuller – Die elektrische Fee

Filmplakat: Loïe Fuller – Die elektrische Fee

FBW-Pressetext

„Ich wurde in Amerika geboren – aber in Paris habe ich mich erschaffen.“ Das sagte Loïe Fuller einmal über sich selbst. Die charismatische und vielseitig begabte Frau erfand und perfektionierte Ende des 19. Jahrhunderts den sogenannten „Serpentinentanz“ und begeisterte damit ihr Publikum. Doch Fuller gab sich nicht mit der Rolle als Tänzerin zufrieden. Sie patentierte ihre Erfindungen, lehrte ihre Kunst anderen Mädchen und Frauen, organisierte für andere Künstler Tourneen und arrangierte Inszenierungen aller Couleur. All das zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Gab Sorère. Die Filmemacherin und Künstlerin Betina Kuntzsch widmet sich in ihrem Anima-Dokfilm dieser außergewöhnlichen Kreativen und lässt ihr Leben und Wirken in einem einzigartigen Bilderrrausch auffächern. Das sorgsam zusammengesetzte historische Bildmaterial wird durch die Animation von Kuntzsch, die rhythmische Montage und die begleitende Musik zu einem sich stets wandelnden Kaleidoskop von Eindrücken. Und könnte damit in seiner filmischen Machart kaum besser den legendären Tanz von Fuller selbst imitieren, bei dem sich Licht und Bewegung, kraftvolle und fließende Bewegungen miteinander vereinen. Zu einem Gesamtkunstwerk, das sich respektvoll vor der großen Künstlerin Loïe Fuller verbeugt und ihr außergewöhnliches Leben als unabhängige und emanzipierte Frau feiert.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Betina Kuntzsch
Drehbuch:Betina Kuntzsch
Kamera:Betina Kuntzsch
Schnitt:Betina Kuntzsch
Musik:Joachim Gies
Webseite:element-video.de;
Länge:15 Minuten
Produktion: Element Video Betina Kuntzsch
FSK:0
Förderer:FFA

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Loïe Fuller war eine der bedeutendsten Künstlerinnen der historischen Avantgarde. Sie revolutionierte den Tanz und das Frauenbild. Ihre ausladenden Kostüme, die den Körper erweiterten und zugleich zu transzendieren schienen, waren ihr Markenzeichen. In dem dokumentarischen Kurzfilm DIE ELEKTRISCHE FEE gelingt es, die zentralen künstlerischen Innovationen und Stationen im Leben der Künstlerin mit erstaunlich wenig Aufwand an Erzählzeit darzustellen. Dies kann nur mit geschickter Verdichtung und einem überzeugenden Konzept der Übersetzung der Sprache des Tanzes à la Fuller in die Sprache des Films gelingen. Hierbei spielen Animationen eine wesentliche Rolle. Eine der genialen Einfälle von Fuller war der Serpentinentanz. Diese Ästhetik wird durch einfache und wirkungsvoll animierte Bilder ausgedrückt, in denen phosphoriszierende Grafiken über die Leinwand huschen, die mal die Umrisse einer Tänzerin annehmen, um sich im nächsten Moment wieder frei zu bewegen.
Der Film ist in einem stetigen Fluss und zu keinem Zeitpunkt drängt sich der Gedanke auf, dass das umfangreiche Bildmaterial den Film zu erschlagen drohen könnte. Denn porträtiert werden auch wichtige Stationen im Leben Fullers, ihre Anfänge in den USA, wo ihre Kunst nicht genügend gewürdigt wurde, und dann ihre Triumphe in Europa, speziell in Paris. Es kommen zahlreiche Fotografien und Bewegtbilder zum Einsatz – Fuller hat in den 1920er Jahren sogar den Film revolutioniert, ästhetisch wie auch in seinen technischen Möglichkeiten – und auch hier bleibt alles in einem stetigen Fluss. Dass zudem eine Erzählerinnenstimme eingesetzt wird, könnte den Film schaden, tut es aber nicht, denn diese Stimme ist überzeugend eingesetzt und insgesamt bleibt der Film in seinen sprachlichen Mitteln ausgewogen.
LOIE FULLER – DIE ELEKTRISCHE FEE ist ein überaus gelungenes Porträt einer bedeutenden Künstlerin im Übergang vom 19. ins 20. Jahrhundert und verdient nach Auffassung der Jury das höchste Prädikat „besonders wertvoll“.