Life Camp Uyo

Filmplakat: Life Camp Uyo

FBW-Pressetext

Im Süden Nigerias arbeiten europäische Fachkräfte an Großbauprojekten aller Art. Um den Familien ein möglichst angenehmes Leben bieten zu können, werden diese in den sogenannten „Life Camps“ untergebracht. Dort gibt es Kindergärten, Schulen, Supermärkte und Grünanlagen. Im Grunde muss keiner der Familien nach draußen. Denn innerhalb der Mauern ist es sicherer. Der 27minütige Dokumentarfilm von Jörg Rambaum und Liv Scharbatke porträtiert drei Frauen, die im Life Camp in Uyo leben. Unter ihnen auch eine Nigerianerin, die mit einem Weißen zusammen ist. Ihr Blick auf die Weißen ist abgeklärt, auch ein wenig mitleidig. Denn sie kennt das Leben außerhalb der Mauern. Alle anderen Frauen gehören zur privilegierten Schicht der Ausländer. Wenn sie in das „reale Leben“ draußen vor die Tore gehen, dann meist nur mit Begleitschutz und mit staunendem ängstlichen Blick. Offen erzählen die Frauen von ihrer Sorge um die Kinder. Doch sie wissen auch, dass sie die friedliche Verständigung mit der Außenwelt durch ihre Abschottung nicht vorantreiben. Im Gegensatz zur sehr steifen und festgefahrenen Camp-Situation zeigen Rambaum und Scharbatke auch das Leben draußen, die moderne nigerianische Gesellschaft. Menschen, die sich in Cafés treffen, die ihr Essen teilen, im Hintergrund Musik. Im Gegenschnitt dazu behütete Kinder, die aus dem Supermarkt Eis essen und sich fragen, warum es in der Hitze schmilzt. Mehr an Kommentar braucht es nicht, um zu zeigen, was hier nicht stimmt. LIFE CAMP UYO zeigt auf kluge und subtile Weise die Ungerechtigkeiten zwischen Arm und Reich, der sich nicht durch offene Anfeindungen und Straßenkämpfe offenbart. Sondern nur durch einen Zaun am Rande einer Stadt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Jörg Rambaum
Kamera:Jörg Rambaum
Schnitt:Ronny Müller
Musik:Marius Kirsten
Länge:26 Minuten
Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg GmbH, Liv Scharbatke und Jörg Rambaum GbR;
Förderer:BKM

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Kaum ein Mann kommt in dieser 27 Minuten langen Dokumentation zu Wort, dabei ist es die Arbeit der Männer, die das Leben der drei porträtierten Frauen bestimmt. Sie leben mit ihren Kindern in einem gesicherten Camp in Nigeria als Angehörige von europäischen Fachkräften, die mit gut bezahlten Zeitverträgen beschäftigt sind. In dieser „gated community“ leben sie mit Supermarkt, Kindergarten und Swimmingpool ein angenehmes Leben nach europäischen Standards, während die Zustände im Lande außerhalb des Camps mit Bombenexplosionen und Entführungen viel gefährlicher und chaotischer sind. Jörg Rambaum hat das alltägliche Leben drei solcher Frauen porträtiert und macht sehr gut die widersprüchliche Situation deutlich, in der sie sich befinden. Dabei arbeitet er nur selten so suggestiv wie in jener Sequenz, in der eine Afrikanerin im Off davon erzählt, dass in der Stadt außerhalb des Camps ständig die Zufuhr von Wasser und Elektrizität ausfällt, während auf der Bildebene gezeigt wird, wie verschwenderisch etwa am Swimmingpool im Camp das Wasser aus den Hähnen fließt. Meist wirken die Filmsequenzen dagegen wie Momentaufnahmen, die auf den ersten Blick eher beliebig scheinen, aber sehr präzise das Lebensgefühl im Camp vermitteln. Dort herrscht zumindest unter den Europäerinnen eine statisch, künstlich wirkende Atmosphäre, und welcher Aufwand betrieben wird, um die Sicherheit der Einwohner zu gewährleisten, wird besonders in jener Sequenz deutlich, in der eine der Europäerin mit einer beachtlichen Gefolgschaft von Bediensteten und Sicherheitsleuten das Camp verlässt, um auf einem lokalen Markt Einkäufe zu machen. Interessant ist auch, dass die afrikanische Bewohnerin des Camps sich dort im Kreis ihrer Freundinnen sehr frei und politisch unkorrekt über die weißen Männer unterhält, während die beiden weißen Frauen peinlichst darauf bedacht zu sein scheinen, kein einziges diskriminierendes Wort über die Afrikaner zu äußern. Jörg Rambaum beleuchtet mit seinem Kurzfilm ein weltpolitisch aktuelles Thema aus einer originellen Perspektive und hat diesen Ansatz auch filmisch überzeugend umgesetzt.