Letztes Jahr - Titanic

Kurzbeschreibung

Lebensgeschichten, Schicksale, Alltagsgeschichten in Leipzig - aufgenommen/dokumentiert vor und nach der Wende (89/90).
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Andreas Voigt
Drehbuch:Sebastian Richter; Andreas Voigt
Buchvorlage:Sebastian Richter
Kamera:Sebastian Richter
Schnitt:Angela Wendt
Länge:104 Minuten
Verleih:Basis Filmverleih
Produktion: DEFA Studio für Dokumentarfilme GmbH, DEFA Studio für Dokumentarfilme GmbH, Berlin
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein Film von brisanter Aktualität, obwohl sein Enstehungsdatum nun schon weit zurückliegt. Er enthält die Schlüsselerlebnisse, die gegenwärtig (Mitte 1992) zum Verständnis der Entwicklung in den neuen Ländern beitragen und nach der Auffassung des Bewertungsausschusses auch weiterhin aktuell bleiben werden. Insofern ist dieses Filmdokument in seiner Aussagekraft nicht auf eine kurze Zeitperiode begrenzt.

Der Film beschränkt sich nicht auf Momentaufnahmen, die aneinandergereiht werden, sie sind gestaltet wie in einem Doumentarfilm in der Tradition der DEFA - aufbauend auf deren ästhetischen Prinzipien.

Dem Zuschauer schlägt sowohl der SED-Muff als auch das Lebensgefühl entgegen, das in der Fröhlichkeit mit Tristesse verbunden, das objektiv und dicht gezeichnet ist. Der Film moralisiert nicht, er zeigt auch keine Gegensätze. Er spiegelt mit seinen vielen Tanzszenen, die alle wie ein Tanz auf dem Vulkan wirken, eine Weltuntergangs-Stimmung wider. Er gibt Aufschlüsse über die Menschen und ihre Hoffnungen für die Zukunft, denn es heißt an einer Stelle: "Wir müssen ja hoffen."

Die Personen werden sympathisch gezeigt, sie werden nicht denunziert, sie reden nur über sich. Besonders beeindruckend sind die Szenen mit den Jugendlichen, den Eisengießern, dem Näherinenkollektiv, den Glücksrittern, aber auch der Journalistin mit der Stasi-Vergangenheit. An ihr wird vorgeführt, wie sehr Weltanschauung und Stasi-Mitarbeit zusammengehörten.