Letters from Silivri

Filmplakat: Letters from Silivri

Kurzbeschreibung

Osman Kavala, eine der führenden Persönlichkeiten der türkischen Zivilgesellschaft, befindet sich seit dem 1. November 2017 im größten Hochsicherheitsgefängnis Europas in Silivri in Untersuchungshaft.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Experimentalfilm; Kurzfilm
Regie:Adrian Figueroa
Darsteller:Mustafa Avkıran
Drehbuch:Adrian Figueroa
Kamera:Meryem Yavuz
Schnitt:Claud Jehu
Musik:Miguel Toro
Länge:15 Minuten
Produktion: Adrian Figueroa
Förderer:Goethe Institut

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Adrian Figueroas LETTERS FROM SILIVRI ist ein sehr stark ästhetisierter Film, der mit einem ausgeklügelten Konzept einen überraschend emotionalen und durchaus stimmungsvollen Effekt erzielt. Zu einer Stimme aus dem Off, die aus Briefen vorliest, dreht sich die Kamera in einem Stadtteil Istanbuls immer wieder um die eigene Achse. Wie in Zeitlupe erfasst sie dabei Bewegungen, hier ein fahrendes Autos, dort ein springendes Kind, Männer, die unter einem Baum auf Hockern sitzen. Bei den Briefen handelt es sich um Post, die Osman Kavala aus dem Gefängnis schrieb. Das zu wissen, ist zwar nicht unwichtig, und doch nicht wirklich nötig, um zu erfassen, um was es Figueroa geht: Seine Kameraschwenks im Kreis, so merkt man als Zuschauer*in nach und nach, bilden mit ihrem Wechsel an neuen Elementen und Wiederkehr. So etwas wie das Vergehen der Zeit: wo zuerst nichts war, erscheint beim nächsten Schwenk eine Moschee am Horizont, ein Baum wird beschnitten, manches bleibt immer gleich, manches verschwindet, dann wieder kommt eine Hochzeitsgesellschaft ins Bild und steht so auch für all das, was der Mann im Gefängnis verpasst.
Für das Innenleben eines politischen Gefangenen und die merkwürdige Raumzeitverzerrung, die durch Jahre des Freiheitsentzugs entsteht, findet der Regisseur eine ausgesprochen originelle und eindrückliche Ausdrucksform. LETTERS FROM SILIVRI gehört zu den Filmen, die man sich unbedingt mehrfach anschauen kann und will.