Letters from Iwo Jima

Kinostart: 22.02.07
2006
Filmplakat: Letters from Iwo Jima

FBW-Pressetext

Menschliches Antlitz und unüberhörbare Stimme gibt der große Clint Eastwood, der wirklich das Stadium der Weisheit erreicht zu haben scheint, den ehemaligen Feinden, den japanischen Soldaten, die im 2. Weltkrieg eine armselige Pazifikinsel bis zum letzten Mann verteidigten. In einer Welt, die dabei ist, wieder in die Barbarei zu fallen, hat solch ein Filmdokument große Bedeutung. Und es ist auch noch ein guter, großer Film, der neben „Im Westen nichts Neues“ zu bestehen vermag. Dieser amerikanische Film übrigens über deutsche Schicksale erhielt 1930 einen „Oscar“.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm; Kriegsfilm
Regie:Clint Eastwood
Darsteller:Ken Watanabe; Kazunari Ninomiya
Drehbuch:Iris Yamashita
Weblinks:;
Länge:141 Minuten
Kinostart:22.02.2007
Verleih:Warner
Produktion: Warner Bros. Entertainment GmbH, Dreamworks Pictures; Amblin Entertainment; Malpaso Productions;
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Dieser Film wird seinen Platz in der Filmgeschichte finden, ist er doch ein höchst ungewöhnliches Projekt. Der vielfach prämierte und lebenskluge Regisseur Clint Eastwood wagt sich sozusagen an eine Doppelbelichtung der Vergangenheit, schildert eine den Zweiten Weltkrieg mitentscheidende Schlacht um eine karge Insel im Pazifik einmal aus amerikanischer Sicht (in „Flags of Our Fathers“) und nun ganz aus japanischer Perspektive. Gewiss hat Völkerverständigung schon andere Gesichter gehabt, aber auch dieser Ansatz hat viel mit der Realität zu tun – und erstaunlich viel sogar auch mit der Gegenwart.

Weder ist die Geschichte, noch sind Kriege vorbei und die Bilder, die wir uns von unseren Feinden machen oder nicht machen. Nur die Propaganda und die Gesichter der wenigen Befehlshaber, ihr Leben und Handeln bleiben länger in der Erinnerung (Patton, Rommel, Paulus) – die Gesichter der zahllosen einfachen Soldaten, der sogenannten „Frontschweine“, bleiben dagegen meist stets im Dunkel der Kriegsgeschichten verborgen.

Clint Eastwoods überzeugende Regiearbeit will genau diesen Männern ein menschliches Antlitz, eine unüberhörbare Stimme geben. Kein kriegerisch verklärtes heroisches Denkmal will er ihnen setzen, er unternimmt dies mit einer hervorragend angelegten historischen Rekonstruktion des blutigen wie unsinnigen Verteidungskampfes von japanischen Soldaten um die Pazifikinsel Iwo Jima gegen die vielfach überlegene Militärmacht der Amerikaner.

Gestalterisch stringent und nahezu ohne Mängel ergibt sich eine herausragend inszenierte Ästhetik, die wesentlich dazu beiträgt, den Blick ganz tief hinein in die japanische Seele legen zu können. So und nur so ist dann auch das Handeln vieler japanischer Soldaten nicht als irrational, zynisch und menschenverachtend zu verstehen, sondern stimmig mit ihrem tradiertem Verständnis von Nation und Ehre.

Die keineswegs ausgewalzten Gewaltspitzen wirken brutal wie abschreckend und runden den exzellenten Gesamteindruck dieser filmischen Anklage gegen diesen Krieg - ja gegen jeden Krieg - gelungen ab. Zudem lässt der Regisseur der Erkenntnis breiten Raum, dass die Menschheit aus den bisherigen kriegerischen Auseinandersetzungen absolut nichts gelernt hat. Clint Eastwood gelingt es, durch den Kontrast grausamer Kriegshandlungen in Sepia gefärbtem Filmlicht und Rückblenden in die familiären Situationen der japanischen Soldaten die Sinnlosigkeit des Krieges präsent zu machen und militaristische Autoritätskonflikte und Ehrbegriffe in Frage zu stellen. Überraschend oft gibt es dafür poetische Momente.