Leben in Budapest 1944 - 1. Der Auschwitz Report

Filmplakat: Leben in Budapest 1944 - 1. Der Auschwitz Report

FBW-Pressetext

Georg Klein war 19 Jahre alt, als ihn der nationalsozialistische Terror in seiner Heimatstadt Budapest überrollte. Als Mitarbeiter des Budapester Judenrats lernt er die Arbeit des Verwaltungsapparats der NS-Besatzer kennen und hat Einblick und Zugang zu Dokumenten des ungarischen Untergrunds, auch den Auschwitz-Report. Bald wird Klein vom Zeitzeugen zum Opfer der Pogrome. Zusammen mit anderen jüdischen Bewohnern Budapests wird er zur Zwangsarbeit eingezogen. Doch kurz vor seiner Deportation in ein Konzentrationslager gelingt ihm die Flucht. Das historische Zeitzeugen-Dokument von Michael Muschner gibt einen beeindruckenden psychologischen Einblick in den Umgang mit dieser Extremsituation und in die Verdrängung des Holocaust. Filmisch hat Muschner sein Dokument eindrucksvoll reduziert auf den charismatischen Zeitzeugen Georg Klein, der von seinen Erlebnissen direkt in die Kamera erzählt. Klein ist dabei so präsent und erzählt so klar, sachlich und genau von den schrecklichen Begebenheiten, dass man ihm gebannt zuhört. Ein phänomenal mutiger und starker Mensch, der in unaufdringlicher Form von Unaussprechlichem erzählt. Ein Film: stringent, stimmig und intensiv.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Michael Muschner
Drehbuch:Michael Muschner
Kamera:Benjam Orre
Schnitt:Peter Richard
Länge:15 Minuten
Produktion: Tigerfilm Michael Muschner
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Michael Muschners Verdienst ist nicht hoch genug einzuschätzen, einen noch lebenden Zeitzeugen des Holocaust vor die Kamera zu bekommen, dessen Zeugnis so unglaublich stark ist. Ausgestattet mit einem phänomenalen Gedächtnis für Namen, Zahlen und Details schildert Georg Klein die Besetzung Ungarns durch die Deutsche Wehrmacht, das jüdische Pogrom bis hin zur Deportation in die Todeslager und Gaskammern. Dies gelingt ihm in einer unglaublich präzisen Form von Verdichtung und ohne große spürbare Emotion. Er gibt uns mit einer nahezu wissenschaftlich psychologischen Analyse Einblicke in das jüdische Leben in Budapest und das Phänomen der Verdrängung des sich abzeichnenden Unheils durch seine jüdischen Mitbürger, bis es für viele dann zu spät war...

In der Jury kam die Frage nach der Bewertung der filmischen Gestaltungsform des zweiteiligen Interviews auf. Sei der Rahmen für dieses Interview nicht als Hörspiel angemessener gewesen und sei eine nennenswerte filmische Gestaltung überhaupt vorhanden? Nein – gerade in der Reduktion des Interviews in der vorliegenden Form sei eine erschütternd präsente filmische Gestaltung erreicht worden. Die statische Kamera hat den vor einer Backsteinwand sitzenden Georg Klein im optischen Visier. Dieser erzählt ohne Fragestellung mit klarer, fester Stimme und ohne zu stocken von seinen Beobachtungen und Einschätzungen. Die Schiebeblende als Montagemittel zwischen den einzelnen Erzählpassagen unterstreicht noch deren Wirkung. Wünschenswert wären zu Beginn des Films biografische Hinweise zu diesem außergewöhnlichen Zeitzeugen.