Lawrence von Arabien

Filmplakat: Lawrence von Arabien

Kurzbeschreibung

Der junge britische Offizier Thomas Edward Lawrence gewinnt das Vertrauen arabischer Fürsten, die ihm für den Kampf gegen die Türken Männer zur Verfügung stellen. Gegen die Interessen der Kolonialmächte strebt er eine panarabische Einigung an, scheitert aber. Epochales Meisterwerk von David Lean, das 1962 mit zahlreichen "Oscars" ausgezeichnet wurde.
Prädikat besonders wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Der Bewertungsausschuss erkannte das höchste Prädikat zu.
Der Film „Lawrence von Arabien" ist im sprichwörtlichen Sinn ein „Spektakulum" von bedeutenden Ausmaßen, d. h.: Individuelles Schicksal oder auch individuelles Handeln wird, obzwar vorhanden und auch sichtbar, überdeckt von einem auffälligen Bildgepränge, wie es — dies ist hervorzuheben — allein jenes Filmverfahren der Überdimension ermöglicht, das künstlerisch vor allem in der Totalaufnahme oder in der Halbtotalen wirksam wird. Hier feiern Kameraeinstellung, Bildarrangement sowie farbige Tönung der Szenen wahre Triumphe. Es zeigt sich hier die Regie auf der vollen Höhe ihrer formal weit gespannten Möglichkeiten, in denen das Individuelle, psychologisch Glaubwürdige zurückgedrängt wird zugunsten unbestreitbarer und interessanter Schauwerte. Soweit die Darstellung des Menschen und seines Schicksals in Frage steht, tut die Regie bei Berücksichtigung der Ausdehnung der Bildwand, die sie zu besonderen formalen Konsequenzen zwingt, insofern etwas Überzeugendes, als sie Mensch und Landschaft in eine ästhetisch zu wertende Bildperspektive bringt, dass sie sich daher nicht auf Großaufnahmen versteift — auch nicht bei den dramaturgisch wichtigen Unterhaltungen. Die Großaufnahme verhindert, Milieu einzubeziehen;
Umwelt aber spielt in diesem Film, vor allem auch als kalkulierter optischer Reiz, eine bedeutende Rolle. Die Regie bevorzugt — und das ist in diesem Fall hervorzuheben — den genau überlegten Bildeffekt aus der Distanz, der ganz besonders in den Wüstenszenen wirksam wird. Hier sind vor allem die Totalaufnahmen bewundernswert — der Zug der Kamele vor allem, der die Szene in Bildreize auflöst und sie gleichzeitig zu einer in sich stimmigen Charakteristik der Situation zusammenfügt, die das Thema „Wüste" hervorragend aufnimmt und interpretiert. Das Drehbuch ist sinnvoll aufgebaut, als ein großes, auf das Abenteuer hinzielendes „Epos", in dem sich die erstaunlichen Möglichkeiten des Bildverfahrens voll ausgeben können. In der intelligenten und phantasievollen Nutzung des technischen Verfahrens — das betrifft vor allem auch die Farbe — liegen die eigentlichen Verdienste der Regie, die bei der Darstellung des Menschen nicht immer der Pose entgeht. Wenn auch dieser Film ziemlich genau nach dem berühmten Roman von Lawrence „Sieben Säulen der Weisheit" konzipiert ist, so ist die Regie dennoch auf für sich selbst sprechendes optisches Raffinement versessen, das mehr geben will als bloß Dokumentation, und dies auch weithin vermag. Natürlich vermindert solches Verfahren die historische Zuverlässigkeit eines Films, der in seinem optischen Arrangement die Leinwand überlegen beherrscht. Die Musik erscheint dem Bewertungsausschuss — er möchte das abschließend anmerken — massiv, aufdringlich. Sie akzentuiert nicht das Bild, sondern überdeckt es mit orchestralem Pathos.
Der Bewertungsausschuss verleiht dem Film, insbesondere im Hinblick auf die unbezweifelbaren formalen Werte des Bildes, wie sie in einem bisher nicht gesehenen Ausmaß das Super-Panavsion-70-Farbfilm-Verfahren erzielt, das Prädikat „Besonders wertvoll". Der Bewertungsausschuss erteilt in seiner qualifizierten Mehrheit das höchste Prädikat nicht ohne Bedenken, da ihm einige Szenen (gemeint ist hier die manchmal allzu blutrünstige Kampfpose) im Sinne kolportagehafter Äußerlichkeit fragwürdig erscheinen.