Land of Glory

Filmplakat: Land of Glory

FBW-Pressetext

Eine weiterführende Schule irgendwo in Ungarn. Es herrscht helle Aufregung, als der Premierminister seinen Besuch angekündigt. Die Organisatorin versucht alles unter Kontrolle zu behalten. Doch die monumentale Festtorte in Form des Landes sprengt die Maße des Kühlschranks und die für die Festrede vorgesehene Schülerin wird von ihren Mitschülerinnen alkoholisiert. Für sie springt kurzerhand die introvertierte Márti ein und rezitiert ein Gedicht über Widerstand und freies Denken. Mit LAND OF GLORY gelingt der Filmemacherin Borbála Nagy eine raffiniert inszenierte Satire über das heutige Ungarn, bei der die Schule sinnbildlich als pars pro toto für eine gesamte Gesellschaft steht. Bei den Feierlichkeiten läuft vieles schief, doch begegnen die Beteiligten den kleinen Malheuren eher mit Passivität und Resignation und die junge Rebellin Martí wird am Ende wieder ins System eingepasst. Der feinsinnige Humor und die subtile Ausgestaltung verweisen dabei immer wieder auf ein Land, das im Spannungsfeld zwischen Demokratie und Totalitarismus festzustecken scheint. Und Borbála Nagy setzt dabei zahlreiche Impulse, die zur Reflexion einladen. Überzeugendes Kurzfilmkino.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Borbála Nagy
Darsteller:Hanna Angelus; Nóra Rainer-Micsinyei; Zsuzsa Faragó; Takáts Péter Janklovics
Drehbuch:Borbála Nagy; Judit Anna Bánházi
Kamera:Moritz Friese
Schnitt:László Dunai
Musik:Henrik Payr; Kispesti AMI Fúvószenekar
Webseite:dffb.de;
Länge:27 Minuten
Verleih:DFFB
Produktion: Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin GmbH (DFFB)
FSK:0
Förderer:dffb

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

LAND OF GLORY – dieser offensichtlich ironische Titel schmückt die subtile Satire der Regisseurin Borbála Nagy über eine begabte Schülerin im Ungarn der Gegenwart, das zugleich wie das sozialistische Ungarn der 1970er Jahre wirkt.
Die Schule der 17-jährigen Márti wird vom Premierminister besucht, so dass alle in heller Aufregung den Festakt planen. Eine monumentale Torte in Form des Landes wird geliefert. Als sie nicht in den Kühlschrank passt, schneidet eine Küchenbedienstete kurzerhand Transsilvanien ab. Ein Mädchen, das die Festrede halten soll, wird von Klassenkameradinnen zuvor alkoholisiert, so dass sie den Festakt untersagt bekommt. Statt ihrer soll nun die introvertierte Márti die Rede halten. Als sie an die Reihe kommt, rezitiert sie stattdessen ein klassisches Gedicht über widerständiges, freies Denken. Da ihr kaum jemand zuhört, wird das allerdings nicht zum Skandal.
Die Jury lobte die sorgfältige Ausstattung und den subtilen Humor der Inszenierung. Die Torte wird vorzeitig ruiniert, die Flaggen verwechselt, die Rede ignoriert, selbst eine nationale Girlande fällt unbemerkt im Hintergrund. Die Reaktionen bleiben resignativ und passiv, als hätten sich alle bereits mit ihrer Rolle in einem leerlaufenden Totalitarismus abgefunden. Die Rebellin wird am Ende dem System wieder eingegliedert.
Auf feinsinnige und subversive Weise spiegelt der hervorragend besetzte Kurzfilm die aktuelle Situation des Landes Ungarn zwischen Totalitarismus und Demokratie wider. Die Jury war auf allen Ebenen von diesem Film überzeugt und vergibt das Prädikat besonders wertvoll.