Klimt

Filmplakat: Klimt

FBW-Pressetext

Es geht eine große Faszination aus von diesem opulent ausgestatteten Film über den Maler Gustav Klimt. Durch seine eigenwillige Sicht der Dinge und der Welt malt der seltsam-schöne Film uns indirekt irritierende Bilder und spiegelt gekonnt den Zeitgeist. Die sensible Erzählweise lässt sich mit Klimts Bildern vergleichen: irgendwie splittrig, elegant und faszinierend.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Spielfilm; Biopic
Regie:Raoùl Ruiz
Darsteller:John Malkovich; Veronica Ferres; Saffron Burrows; Nikolai Kinski
Drehbuch:Raoùl Ruiz
Länge:98 Minuten
Kinostart:25.05.2006
Verleih:Arsenal Filmverleih
Produktion: Film-Line Productions Filmproduktions GmbH, Epo-Film; Lunar Films; Gemini Films;
FSK:6
Förderer:FFF Bayern; Filmstiftung NRW; Österreichisches Filminstitut

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Die FBW-Jury hat dem Film einstimmig das Prädikat „Wertvoll“ erteilt.


Ein Cineast wie Raoúl Ruiz kann als Gewähr dafür gelten, dass sein Film über Gustav Klimt nichts gemein hat mit einer populistischen oder voyeuristischen filmischen Adaption, etwa kokettierend mit den Skandalen der Kunst Klimts oder mit seinem Ruf als Erotomane.

Raoúl Ruiz´ „Klimt“ ist kein "Biopic", eher ein Gegenentwurf. "Ich sehe den Film wie einen Walzer", sagt Ruiz. "Genauer gesagt wie `La Valse´ von Ravel, der anhebt wie eine Trauermusik, sich bis zum Höhepunkt steigert und plötzlich mit einem fast aberwitzigen Kollaps endet." Adäquat zu dieser Ravel-Vision beginnt Ruiz den Film folglich mit dem Besuch Egon Schieles am Bett des sterbenden Klimt und lässt dann das Leben des Künstlers in wie aus Fieberphantasien entstandenen Bruchstücken Revue passieren.

"Der Film ist eine Art Träumerei.“ Es sind Traumwelten à la Schnitzler, dem von Raoúl Ruiz so bewunderten Dichter. Traum und Wirklichkeit vermischen sich, die Grenzen werden stets unschärfer, am Ende erscheint der gesamte Film als eine Art "Träumerei". Traum und Lust, um diese zwei Vokabeln lässt Ruiz seine Allegorie über Gustav Klimt kreisen.

Dieser stark subjektiv impressive Charakter des Films strömt so zweifellos die angestrebte Faszination auf den Zuschauer aus, mutet aber auch wie eine Gratwanderung an, die oft sehr nahe "am Abgrund" balanciert: Ruiz´ Distanzieren des "normalen" Erzählens erzeugt auch Unschärfen und Beliebigkeiten. Die Rätselhaftigkeit gerät ab und an auch zur selbstverliebten Pose. (Doch muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass zwei Fassungen des Films existieren: eine Regiefassung von zirka 140 Minuten und die sogenannte internationale Verleihfassung, die auch der FBW vorliegt. Der Eindruck von irritierenden Übergängen oder auch Auslassungen kann sehr wohl der kürzeren Version von 95 Minuten angelastet werden.)

An zwei Motiven zeigt sich das Sinnfällige dieser eigenwilligen filmischen Aneignung Klimts am schönsten: zum einen bei der Begegnung des Jugendstils mit dem neuen Medium Film - Klimt trifft auf Méliès. Zum anderen bei dem Beschwören des Zeitgefühls der Welt im Ersten Weltkrieg. Hier sind die vier Reiter der Apokalypse wirklich nicht weit.