Kleptomami

Filmplakat: Kleptomami

FBW-Pressetext

Lucy wird mit ihrem zehn Monate alten Sohn beim Klauen erwischt. Im Büro des hausangestellten Sicherheitsbeauftragten wird ihre Tasche entleert und alles fein säuberlich notiert. Das alles nervt Lucy schon sehr. Und als sie dann auch noch eine Strafanzeige unterschreiben soll, platzt ihr der Kragen. Ob der Mann ihr gegenüber überhaupt wisse, wie es jungen Müttern wie ihr ginge, fragt sie. Die Antwort von gegenüber lautet „Nein“. Was dann folgt, ist nicht mehr und nicht weniger als ein herrlich amüsanter und in seinem Timing perfekt abgestimmter filmischer Durchmarsch durch alle Klischees, die das Phänomen „Mutter von heute“ eben mit sich bringt. Dabei überspitzt die Filmemacherin Pola Beck in KLEPTOMAMI ganz bewusst die Vorstellungen, was den Humorfaktor deutlich erhöht und zu immer wieder neuen bildlichen Überraschungen führt. Rosalie Thomass verkörpert Lucy dabei mit einer schön ausgearbeiteten Mischung aus kindlich-unschuldiger Naivität und raffiniert vorgegebener trotzig-wütender Entschlossenheit, mit der sie sich den Erwartungshaltungen der Leistungsgesellschaft von heute, die auch vor Müttern nicht haltmacht, entgegenstellt. KLEPTOMAMI ist rasant erzählte und mit spitzer Feder geschriebene Kurzfilmunterhaltung, die mit Augenzwinkern ein besonderes Phänomen unserer Zeit aufgreift.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm; Kurzfilm
Regie:Pola Schirin Beck
Darsteller:Rosalie Thomass; Sebastian Schwarz; Monika Oschek
Drehbuch:Daniel Thomaser; Pola Beck
Kamera:Juan Sarmiento G.
Schnitt:David J. Rauschning
Musik:Johannes Repka
Länge:9 Minuten
Verleih:interfilm Berlin Short Film Sales & Distribution
Produktion: a little film production Miriam Klein
Förderer:BKM; MBB; KJDF

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Mit KLEPTOMAMI schuf die Filmemacherin Pola Beck - auch auf eigenen Erfahrungen beruhend – einen reizvollen Beitrag zum Thema, wie Schwangerschaft, Geburt und Elternzeit Frauen verändern. Das Bild der strahlenden Mutter mit Kind im Arm – ein Scheinbild?
Mit großer Originalität erleben wir eine mit Tempo montierte und inszenierte Tour de Force durch alle Stationen von Schwangerschaft, Geburt und Mama-Sein. Inszenierte und archivarische Sequenzen, teil ironisch-entlarvend, teils heftig und an der Grenze zum guten Geschmack kratzend, vermitteln dem Zuschauer eindringlich, dass Kinderkriegen und Kinderhaben für Frauen kein Zuckerschlecken bedeutet. Das Rollenbild der Frauen in unserer Gesellschaft, die Mütter und Übermütter, die Auswirkungen vom Muttersein auf die Stellung im Beruf – alles wird kritisch und ironisch hinterfragt.
In der Hauptrolle als vom Detektiv entlarvte Warenhausdiebin Lucy gibt Rosalie Thomass dem Affen Zucker und treibt dem Kaufhausdetektiv mit drastischen Schilderungen den Angstschweiß auf die Stirn. Ein wunderschönes schauspielerisches Kabinettstückchen.
Insgesamt ein spritziges, kluges und sehr einfallsreiches Stück Film, das nicht nur den Damen sondern auch den Herren in der Jury beste Gelegenheit zu persönlicher Identifikation lieferte.