Kleine Annabelle

Filmplakat: Kleine Annabelle

Kurzbeschreibung

Die Erschaffung einer Tochter wird wegen des finanziellen Spielraums zu einem Sonderangebot.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Kurzfilm
Regie:Olaf Saumer
Darsteller:Nora Leschkowitz; Uwe Rohbeck; Christina Weiser; Klaus Beyer
Drehbuch:Olaf Saumer
Länge:21 Minuten
Produktion: Olaf Saumer

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Irgendwann haben wir vielleicht alle davon geträumt – vom perfekten Körper, dem einzigartigen Partner, von einem multitalentierten Kind nach Maß. Irgendwann in nicht allzu ferner Zeit könnten sich all diese Wünsche erfüllen. Die Firma „Lifesense“ bietet, was des modernen Menschen Herz begehrt. „Lifesense“ reformiert die Evolution, gibt den höchst entwickelten Wesen den letzten Schliff, schafft den verwechselbaren Übermenschen...

Olaf Säumer versetzt den Zuschauer mit seiner ironisch gebrochenen, pointiert erzählten Zukunftsvision in eine Welt, deren Vollkommenheit ins Leere führt. Eine vollkommene Leere – grenzenlos, orientierungslos, makellos. Mit sicherem Stilempfinden variiert der Film in seiner Ausstattung die Farbe weiß, der Zuschauer wird konfrontiert mit einer „reingewaschenen“ Lifesense-Szenerie, in der ein Mensch zum „reinen“ Dekor verkommt. Je teurer erworben, um so schöner, talentierter, überlebensfähiger ... Hasenscharten oder Muttermale sind nicht erlaubt. Wer die Schönheitsnormen nicht erfüllt, fällt durchs Raster und wird entsorgt.

Die Bild-Ästhetik dieses Filmes transportiert die Idee auf hervorragende Weise. Nur punktuell verwandte Farben – etwa die roten Haare und roten Fingernägel der „Frau Doktor“ - faszinieren, genauso wie ihr Spiel mit den Daten der Bittsteller. Im Grunde ist sie eine moderne Hexe, eine Zauberin, die ihren Probanden die Zukunft mittels virtueller Datenkarten weissagt. Sie beherrscht ihr Handwerk, Hoffnungen aufkeimen und genauso gekonnt wieder entschwinden zu lassen.

Was aber erwartet dieses im „Lifesense“-Raum verlorene Pärchen, das bei der Bestellung seines industriell gefertigten Babys sparen muss und trotzdem eine „schöne Anna“ wünscht? Wie wird das Kind daher- und zurechtkommen in einer Welt, die per Fingerabdruck das Leben der „Lifesense“-Kunden offen zu legen vermag?

„Kleine Annabelle“ ist ein Kurzfilm voller überraschender Einfälle und Realitätsbezüge, sehr gut ausgestattet und phantasievoll in Szene gesetzt. Mit 6 : 1 Stimmen erhielt er vom Bewertungsausschuss ein überzeugendes Prädikat: „Besonders wertvoll“.