Filmplakat: Kaulquappe

FBW-Pressetext

Marlene ist 10 Jahre alt und ihr Körper fängt an sich zu verändern. Für das Mädchen ist das keine leichte Situation. Sie schämt sich und will am liebsten alles unter einem dicken Pulli verbergen. Na klar, Marlene ist kein kleines Kind mehr, aber was ist sie denn eigentlich? Im Grunde fühlt sie sich wie die kleine Kaulquappe, die sie beim Schulausflug im Aquarium beobachtet. Auch die ist noch kein Frosch und muss jetzt einfach irgendwie durch diese Zeit durch. Als die Jungs die kleine Kaulquappe ärgern, entscheidet sich Marlene zu handeln. Mit ihrem Animationsfilm KAULQUAPPE arbeitet die Filmemacherin Julia Skala, die an der Filmakademie Baden-Württemberg studierte, das Thema des körperlichen Erwachsenwerdens für die jungen Zuschauenden zielgruppengerecht auf. Die Parallele zwischen der Kaulquappe und einem heranwachsenden jungen Menschen ist klug gewählt und wird auch durch interessante Fakten, die ganz nebenbei erwähnt werden, angereichert. Dazu wird die Perspektive des jungen Mädchens und ihre nachvollziehbaren Konflikte absolut ernstgenommen und in eine kurze, liebevoll erzählte und gestaltete Animationswelt gepackt, die den Raum für Fragen und eigene Gedanken lässt. Ein zauberhafter Kurzfilm, der sein Thema mit Wärme und Klugheit vermittelt.
Prädikat besonders wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Die FBW-Jury hat dem Film das Prädikat besonders wertvoll verliehen.

Natürlich sind Kaulquappen für viele Kinder faszinierend und natürlich haben Kaulquappen etwas mit dem Erwachsenwerden zu tun. Sie sind sozusagen der Zwischenschritt, vom Embryo zum fertigen Frosch. Ein Zwischenschritt, bei dem wirklich viel passiert, immerhin verändert sich ihr Körper nicht unerheblich. Ganz fern liegt Julia Skala mit ihrer Analogie von Quappe und menschlicher Pubertät also nicht. In der kurzen Animation entdeckt die 10-jährige Marlene Ähnlichkeiten zwischen sich und einer Kaulquappe. Einmal auf dem Weg zum erwachsenen Wesen gibt es kein Zurück mehr.

Beeindruckend, wie Skala die Verbundenheit beider Protagonist*innen in nur wenigen Sekunden herstellt. Marlene, wie auch die Kaulquappe, fühlen sich bedrängt. Vornehmlich sind es Jungs, die sich da lustig machen und irgendwie findet Marlene, sie müsse sich für die kleine Quappe einsetzen und das tut sie auch. Dabei lernt dann sie eine Menge über Verletzlichkeit und natürlich über sich selbst. Für die Story verzichtet Skala auf plakative Entwürfe, setzt vielmehr auf unverkrampft-schöne, gefühlvolle Illustrationen und erzielt dadurch einen beinahe poetischen Mehrwert.

Neben Animation und Illustration ist Storytelling eine weitere Stärke der kurzen Geschichte. KAULQUAPPE ist die kreative Umsetzung einer Identitätsfindung. Vollkommen unaufgeregt erzählt Skalas Neunminüter eine Story, die für Kinder bis zu ca. 12 Jahren genauso wichtig, wie informativ sein dürfte und lässt sie dennoch nicht als Lehrstück auftreten. Julia Skala nimmt die Gefühle ihrer Zielgruppe ernst und das lohnt sich immer.

So hervorragend die inhaltlichen und visuellen Eigenschaften von KAULQUAPPE sind, auf der akustischen Ebene kann der Film leider nicht mithalten. Bedauerlicherweise scheint in der Postproduktion zu wenig Zeit für die Tonmischung investiert worden zu sein, sodass die mit Sicherheit belangvollen Texte kaum zu verstehen waren. Dennoch hat die Jury KAULQUAPPE so beeindruckt, dass sie der kurzen Animation sehr gerne das Prädikat Besonders Wertvoll verleiht.