Kammerflimmern

Filmplakat: Kammerflimmern

FBW-Pressetext

Eine fast mystische Liebesgeschichte, kombiniert mit traumatischen Kindheitserlebnissen und dem harten Alltag eines Rettungsdienstes - paßt das zusammen? Dank hervorragender Darsteller gelingt es Hölzemann in seinem Debüt, virtuos Realitäts- und Traumebenen zu verbinden.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Hendrik Hölzemann
Darsteller:Jessica Schwarz; Matthias Schweighöfer; Jan Gregor Kremp
Drehbuch:Hendrik Hölzemann
Länge:101 Minuten
Verleih:Constantin Film Verleih GmbH
Produktion: Bavaria Filmverleih- und Produktions GmbH, Constantin Film Produktion; BR; Arte;
FSK:12
Förderer:FFA; FFF Bayern; Filmstiftung NRW

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Man sieht es Hendrik Hölzemanns Film deutlich an, daß viel authentischer Background vorhanden war, sprich: daß eigene Erlebnisse als Rettungsfahrer in Drehbuch und Film einflossen.
Dies ist vielleicht auch das Hauptproblem bei diesem Film: Zu viele Geschichten, auch in sogenannten „Nebenschauplätzen“ (Drogen, Alkohol, Sex) und zu viele Schicksale sind in ihn eingebracht und man vermißt deutlich eine stringent ausgearbeitete Hauptgeschichte, die mit der Liebesbeziehung zwischen Crash und November ja vorgegeben ist. Diese ist viel zu oberflächlich gezeichnet, auch mit Handlungssprüngen, die wahrscheinlich bei der Umsetzung des Drehbuches ins Filmische durch Kürzungen oder Weglassen entstanden sind.
Die Kritik im Ausschuß entzündete sich nicht nur an der Überfülle der Geschichten, sondern auch an der Überdeutlichkeit in der optischen Präsentation: Daß der harte Alltag der Rettungssanitäter und Ärzte abstumpfend wirkt und ein Ventil für die oft schrecklichen Erlebnisse gefunden werden muß, ist die eine Seite. Andererseits muß man sich schon fragen, warum mehrfach an die Grenze des Zumutbaren für den Beschauer gegangen wird. Wie zum Beispiel, als nach den erfolglosen Wiederbelebungsversuchen an einem Mann ein Teil der Rettungscrew beim Tee in dessen Wohnzimmer sitzenbleibt und parallel eine drastische Sexszene im Rettungswagen abgeht.
Gelungen ist die Mischung aus Realität und Überhöhung. Und man kann auch nachvollziehen, wie der durch seinen Unfall in der Kindheit traumatisierte Crash seine ihm abhanden gekommene Gefühlswelt durch ein geradezu samariterähnliches Weitergeben von Gefühlen an andere auszugleichen versucht.
Für einen Erstlingsfilm sind handwerkliche Hauptelemente wie Inszenierung, Darstellerführung, Montage, Kamera, Tricktechnik, musikalische Untermalung u.a. erstaunlich gut gelungen. Den einen oder anderen Haken dabei (uneinheitliche Kameraarbeit, Tricktechnik) kann man freundlich übersehen.
Matthias Schweighöfer und Jessica Schwarz überzeugen ohne Fehl und Tadel in ihren Hauptrollen, aber dies gilt auch für Jan Gregor Kremp und Florian Lukas so wie für eine Reihe der Protagonisten in den Nebenrollen.