Filmplakat: Intro

FBW-Pressetext

Hineingeworfen in das Wimmelbild einer Großstadt fällt oft die Orientierung schwer. Hier ein Auto, dort eine Ampel, in der Ecke eine Hochbahn und irgendwo mittendrin eine Frau mit einem Kinderwagen. Schnell entsteht ein Meer der Sinneseindrücke, die so aber nicht für jeden Betrachtenden oder Zuhörenden dieses Kurzanimationsfilms von Anne Isensee gleich sind. Denn die Wahrnehmung von Menschen ist unterschiedlich, ob mit Barrieren oder ohne. Das nimmt sich INTRO in erfrischend unterhaltsamer Weise zu Herzen und thematisiert genau das: Barrierefreiheit, Audiodeskription und Untertitel im Film. Jeder kann diesen Film anders erleben und doch auf die gleiche Weise alles erfassen. Auf einer Metaebene wird die Audiodeskriptorin des Films, die jedes Bild beschreibt schnell selbst zur emanzipierten Figur der Handlung und erhebt die Alltagsszene der Großstadt zur sinnlichen Erfahrung, die mit jedem Moment neu zu überraschen weiß. Damit mutet dieses kreative und vor allem kurzweilige Filmwerk schnell wie ein Experimentalfilm von John Smith an, wenn sich die Frage aufwirft, wer denn nun eigentlich die Kontrolle über das Bild besitzt und Macht darüber ausübt, was geschieht. Auf sympathisch amüsante Weise ist INTRO so ein inklusives Kurzfilmerlebnis der besonderen Art, das eine Lanze für ein weiterhin vernachlässigtes Thema im Kino bricht.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Anne Isensee
Drehbuch:Anne Isensee
Schnitt:Anne Isensee
Musik:Franziska May
Webseite:anneisensee.com;
Weblinks:translating-animation.com;
Länge:7 Minuten
Verleih:interfilm Berlin Short Film Sales & Distribution
Produktion: Anne Isensee Animation Anne Isensee
Förderer:FFA

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Trotz aller Bemühung um den Abbau von Barrieren, sind Audiodeskription und Open Captions immer noch der Sonder-, nicht der Regelfall im deutschen Kino und Fernsehen. Dafür zu sensibilisieren, hat sich der Kurzfilm INTRO zur Aufgabe gemacht.

Im Stile eines Wimmelbildes wird man gleich hineingeworfen in die Konfrontation mit dem Diskrepanzerleben von Sehen und Beschreiben. Aus Irritation wird Überraschung und am Ende ein Abfinden mit dem Kontrollverlust, was deutlich macht, wie sensibel der Umgang mit den Sinneseindrücken erfolgen muss. Der Kontrast von lapidarem Tonfall und schwerem Thema führt bei der perfekten Länge des Kurzfilmes schnell zu einer tieferen Auseinandersetzung mit der eigenen Wahrnehmung.

Dass die sympathische Sprecherin mit dem Film wenig anfangen kann, zieht eine weitere, ironische Ebene ein. Sie reißt die Kontrolle der Narration an sich, aber nicht, um zu manipulieren, sondern, weil es schön ist, „dass man einem mal zuhört.“ Dem kann sich die Jury nur anschließen und vergibt an INTRO, der sich als Kurzfilm insbesondere auch für Bildungszwecke eignet, das Prädikat BESONDERS WERTVOLL.