Im Körper des Feindes

Kinostart: 25.09.97
1996
Filmplakat: Im Körper des Feindes

Kurzbeschreibung

FBI-Agent verfolgt einen psychopathischen Terroristen, der auch seinen Sohn ermordet hat, wobei er auch äußerlich (Gesichtsumwandlung) vorübergehend die Identität seines Gegners annimmt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Thriller; Spielfilm
Regie:John Woo
Darsteller:Nicolas Cage; John Travolta; Joan Allen
Drehbuch:Mike Werb; Michael Colleary
Kamera:Oliver Wood
Schnitt:Steven Kemper; Christian Wagner
Musik:John Powell
Weblinks:;
Länge:138 Minuten
Kinostart:25.09.1997
Verleih:Buena Vista Filmverleih
Produktion: Touchstone Pictures, Touchstone Pictures; Paramount Pictures;
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Intelligenz und Action müssen sich nicht ausschließen. Blei muß kein dummes Element sein. Das beweist John Woo in seinem gefühls-, spannungs- und schockreichen Identitäten-Drama. "Ich bin jemand anderer, ich bin ich!", schreit der bösgesichtig gewordene Gute vor dem Spiegel. "Wer bist du eigentlich?", herrscht der gutgesichtig gewordene Böse die punkige Tochter an, deren Vater er nun sein muß. Ihm, dem Bösen, dem Terroristen Castor Troy (Nicolas Cage) bot sich eigentlich wenig Wahl. (Welche Wahl hat man als Böser?, das fragt der Film.)

Aber der Staatsvertreter und der Verbrecher haben auch genug Austauschbares. Das erschreckt. Nicolas Cage und John Travolta glänzen in diesen oscar-reifen Paraderollen. Symmetrisch verschränkt sind die Beziehungslinien der Protagonisten. Action-Film als Beziehungs-Ballett, die Konstellationen tanzen. Eine merkwürdige Intimität, ein in Actionfilmen ungewohnter, untergründiger Kammerton bestimmt den verblüffend wellenförmigen Rhythmus dieses hochelegant komponierten, intelligenten Reißers.
Es sind nicht nur die grandios choreografierten, weit über Peckinpahs "Wild Bunch" hinausweisenden Actionszenen, die dem Film seine Wucht geben. Bis zum herzklopfenden Stillstand, zur lyrischen Zeitlupe, zur eben gerade physiologisch wie ästhetisch fürs Durchschnaufen notwendigen Pause variiert John Woo das Tempo, erzählt schon im Vorspann mehr als anderswo andere in 30 Minuten.
Ganz unprätentiös, virtuos und ökonomisch in seinen Mitteln (nur 14 Stuntmänner zählt der Nachspann), rührt John Woo an das menschheits-große mythische Thema der Identität. Wagemutig und originell ist er dabei, sehr musikalisch und rasend spannend. Innovativ und mutig ist Woo in kleinen Gesten und Szenen (der Ehering, die Narbe, der massierte Fuß der Ehefrau, das Messer für die Tochter) wie in den "großen" Inferno-Inszenierungen (am Flugplatz, im Gefängnis, bei der Penthouse-Erstürmung, bei der Bootsjagd).
Vergleichbar mit Kurosawas kalligraphischem Pfeilregen in den "Sieben Samurai" malt der "Inferno Artist" Explosionen, Kugelhagel und pure Bewegung meisterhaft auf die breite Leinwand. Erstaunlich, was der erfinderische Mr. Woo in einem nun hundertjährigen Medium zaubert, das einst mit der Einfahrt eines Zuges in den Bahnhof die Leute erschreckte. In einem Film voller Effekte - allein die Ultraspeed-Fotografie von vulkanhaftem Mündungsfeuer oder die hauptdarstellergroßen Highspeed-Kugeln - bleiben dennoch Zeit und Raum und Anlaß genug zum Denken und zum Fühlen, wird ständig und buchstäblich auf den Kopf verwiesen. "Use your head", benutze deinen Kopf, heißt es im Schlußsong.