Ich will dich - Begegnungen mit Hilde Domin

Kinostart: 08.11.07
VÖ-Datum: 25.07.08
2007

FBW-Pressetext

Im Mittelpunkt des erfrischend unkonventionellen Dokumentarfilms ICH WILL DICH - BEGEGNUNGEN MIT HILDE DOMIN steht die Begegnung mit der berühmten deutschen Lyrikerin Hilde Domin. Der Film schildert auf eindringliche, bewegende Weise das Leben und Werk der 94jährigen Dichterin. Dabei gelingt es der jungen Filmemacherin Anna Ditges durch ihre offene und persönliche Art auf bemerkenswerte Weise große menschliche Nähe zu der porträtierten Dichterin Domin herzustellen. Eine Nähe, die oft eine Gratwanderung darstellt, aber immer respektvoll bleibt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Anna Ditges
Darsteller:Anna Ditges; Hilde Domin
Webseite:ichwilldich-derfilm.de;
Weblinks:annaditges.de;
Länge:97 Minuten
Kinostart:08.11.2007
VÖ-Datum:25.07.2008
Verleih:Film Kino Text
Produktion: punktfilm Anna Ditges, WDR; SWR; 3sat; rbb
FSK:0
Förderer:Filmstiftung NRW

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Am Anfang geht Anna Ditges mit subjektiver Kamera auf das Haus der Dichterin zu. Ein Rosenstrauß dominiert das Bild, ein später immer wieder verwendetes Bildmotiv, eben eine „Rose als Schütze“ – so der Titel eines bekannten Domin-Gedichtes.

ICH WILL DICH - BEGEGNUNGEN MIT HILDE DOMIN ist ein Filmportrait über eine literarische Jahrhunderterscheinung („Schreiben ist wie Atmen. Man schreibt, wenn man es läßt.“). Eine poetische Huldigung, aber das Besondere an diesem Portrait: Es ist vor allem ein Film wider die Film- und Fernsehkonvention, deren fataler Drang zum „Verfeaturen“ Emotionen und Sensibilität anzutreiben scheint.

Felix Kuballa, der Anna Ditges Arbeit für den WDR betreute, meint exemplarisch dazu: „Anna Ditges hat einen sehr eigenwilligen Blick, und sie hat sich auf das beschränkt, worauf es ihr ankommt: die Domin. Der Film ist gewissermaßen jenseits aller Regeln entstanden, ein Dogma-Film ohne Dogma...“

Dieses „Spiel ohne Regeln“ schließt den Duktus der naiven Neugier ein, aber vor allem spiegelt der Film immer wieder seine Methode, ist eine dokumentierte Annäherung, Spiegel der Begegnung verschiedener Generationen völlig gegensätzlicher Erfahrungs- und Erlebniswelten.

Motivlinie bleibt die Dynamik der Bewegung einer 26jährigen Filmemacherin mit einer 95jährigen Dichterin: Annäherung und Distanz, Momente der Verweigerung und Verletzbarkeit. Vorwürfe wegen Respektlosigkeit. Spannungsverhältnisse. Anna Ditges: „Im Laufe der Zeit ist es, glaube ich, auch zu einem Spiel zwischen uns geworden. Das hatte beinahe etwas von einem Flirt, so ein Spiel zwischen Ablehnung und Zuwendung...“. Das schönste Fazit dieser Art Liebesgeschichte gibt Hilde Domin am Schluss selbst: „Du wirst mir fehlen...“

Der Film kommt auch sonst herrlich unprätentiös daher, wie etwa der Dialog über das Gedichte-Schreiben bezeugen mag: Als Anna Ditges fragt „Was braucht man, um Gedichte zu schreiben,“ lautet die Antwort: „Einen Stift“. „Gedichte“, so die Domin, „sind wie Vögel, die kommen müssen... Wenn die Gedichte kommen, werde ich sie schreiben...“.

Summa summarum: Ein überraschendes Debüt, einer der sensibelsten, deutschen Dokumentarfilme der letzten Jahre.