Hollywood now

Kurzbeschreibung

Persönliches Film-Essay über die unterschiedlichen Standpunkte zweier Filmemacher, die über ein Filmprojekt diskutieren und gemeinsam Erfahrungen an Schauplätzen in Europa und in der USA sammeln.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Kategorie:Spielfilm
Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Karl Schedereit; Anthea Kennedy
Länge:100 Minuten
Verleih:Globus-Film
Produktion: Omnipix Film-TV-Video-Produktion GmbH, München, Omnipix Film-TV-Video-Produktion;

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Viel, nach Meinung des Bewertungsausschusses fast zu viel, bietet dieses filmische Essay in seiner ganzen Komplexität: Anthea Kennedys und Karl Schedereits Dialoge über Form und Inhalt eines geplanten Films von Anthea. Ein Film, der in seiner Vorbereitung sie auch an die Lebensstationen ihrer jüdischen Vorfahren nach Berlin und Frankfurt führt. Ein Projekt, das auch dazu dient, Antheas höchst private Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte der Nazi-Zeit, dem Holocaust und ihrer Position dem Deutschland von heute gegenüber voranzutreiben. Ein Projekt auch, das wiederum Karl Schedereit Raum für seine Reflexionen bietet, über seine Kriegsvergangenheit und Deutschland heute, das ihm manchmal so fremd erscheint; dann Dialoge über den Stand der Filmwirtschaft heute, die Beziehung des europäischen Films zu Hollywood; Diskussionen über die Sehgewohnheiten und Sehbedürfnisse des heutigen Publikums, über die Nöte der Filmemacher. Eine Hommage an außergewöhnliche Filmgestalter, wie Antonioni und Fassbinder. Schauspieler wie Erland Josephson reflektieren über ihre Sicht der Dinge; dann wieder sehr persönliche, fast philosophische Aussagen über die Einsamkeit der Menschen in einer Welt der inneren und äußeren Mauern, über Liebe und Sex; dazu wissenschaftliche Kommentare und Analysen eines rumänischen Philosophen ...

Das Fokussieren, das Verlagern der Sehschärfe auf so viele Themen, auf eine Fülle von großartigen Bildern, mit häufigem Ortswechsel und mit permanent und meist kontrastierenden Monologen und Dialogen unterlegt, erfordert höchste Aufmerksamkeit und Konzentration des Zuschauers. Ein für die heutige Zeit außergewöhnliches Werk, das gerade dadurch eine gewisse Berechtigung und Notwendigkeit erhält.

Der Film schwankt zwischen Selbstgefälligkeit, Larmoyanz und Selbstkritik, ist dadurch anfechtbar, bezieht aber aus diesem Umstand wiederum seine besondere Qualität. Unverständlich ist, im Gegensatz zu der Qualität des Films, die äußerst mangelhafte Untertitelung (Orthographie!). Bleibt noch zu erwähnen die hervorragende Kamera, mit außergewöhnlichen Einstellungen, eine ebenso gute Montage, die das komplizierte Puzzle zu einer filmischen Einheit formt.

Nur schade, daß sich der Film in den letzten 10 Minuten doch sehr in Wiederholungen und Beliebigkeiten in Bild und Sprache verliert. Das wirkt ermüdend und man sehnt das Ende herbei. Auf Sardinien hätte der Film bereits einen schönen Schluß finden können.