Him and Her

Filmplakat: Him and Her

FBW-Pressetext

Er liebt sie, sie liebt ihn. Auch wenn sie jetzt gerade weit entfernt ist und ihre Karriere vorantreibt. Er ruft sie an. Sie reden. Über ein imaginäres Baumhaus, in dem sie beide gerne leben würden. Sie überlegen, womit sie dieses Baumhaus füllen könnten. Und sie lachen und sind glücklich. Bis er etwas Falsches sagt. Oder sie etwas falsch versteht. Dann bekommt das Baumhaus Risse. Und fängt an zu brennen. Jetzt spricht keiner mehr. Ist das das Ende? Oder können Er und Sie das Haus noch reparieren? In knapp acht Minuten erzählt die Nachwuchsregisseurin Nathalie Lamb, die an der Filmakademie Baden-Württemberg Animation studiert, eine ganze Beziehungsgeschichte – und das auf unglaublich originelle Art und Weise. Während auf der Tonebene ein Telefonat zwischen zwei Liebenden Beziehungen und Konflikte offenbart, lässt Lamb auf der Bildebene in kunstfertiger Stop-Motion-Animation die Träume und Visionen der beiden Sprechenden lebendig werden. Jedes Detail der Unterhaltung – Einrichtung des Baumhauses, Wünsche und Sehnsüchte, der Blick in die Zukunft, die Familienplanung – bildet Lamb in mühevoller Kleinarbeit nach. Zusammengenommen entsteht so ein Beziehungspanoptikum, in das der Zuschauer auch eigene Fantasien einfließen lassen kann. Die Stimmen werden zu Persönlichkeiten, die animierten Gegenstände zu einem Teil des gemeinsamen Lebens. Schöner, stimmiger und filmischer kann man eine Beziehung in all ihren Facetten nicht darstellen. Ganz großes Kurzfilmkino.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Nathalie Lamb
Drehbuch:Nathalie Lamb; Alissa Autschbach
Kamera:Christoph Schumann
Schnitt:Ann-Kathrin Matthes
Musik:Jordan Toms
Länge:7 Minuten
Verleih:Filmakademie Baden-Württemberg
Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg GmbH
FSK:0
Förderer:Filmakademie Baden-Württemberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll


Erzählt wird hier eine Liebesgeschichte in den Zeiten eines globalisierten Arbeitsmarktes. „Er“ und „Sie“ haben eine Fernbeziehung: “Sie“ hat einen gut bezahlten Job im fernen Japan, „Er“ ist im europäischen Zuhause geblieben und hofft, dass “Sie“ bald zurückkommt. All das wird in einem Telefongespräch deutlich, das gut geschrieben und sehr einfühlsam von zwei Schauspielern gesprochen wurde. So wird in den nicht ganz acht Minuten des Films ein kleines Beziehungsdrama inszeniert, das sich trotz der Komplexität der Situation sehr klar und vor allem natürlich entfaltet. Die beiden träumen sich gemeinsam in ihrem Dialog ein Luftschloss zusammen, und dieses Baumhaus, in dem ihre Erwartungen, Sehnsüchte, Enttäuschungen, Konflikte und Vorlieben versinnbildlicht werden, hat Nathalie Lamb aus echtem Material wie Holz, Stein und Metall zusammengebastelt und in der Stop Motion-Technik animiert. Der Film erhält dadurch eine sehr reizvolle Materialität, die einen schönen Kontrast dazu bildet, dass dieses Baumhaus und seine Inneneinrichtung ja nur eine spontan aus einem Gespräch heraus erdachte Fantasie ist. Und so wie die Stimmung des Gespräches sich mit fast jedem Satz verändert, macht auch das Baumhaus ständige Metamorphosen durch. Zuerst steht es in einer nordischen Waldlandschaft, dann im tropischen Dschungel. Es wird mit einem von ihr erwünschten Aquarium und seiner Plattensammlung eingerichtet. Der Arbeitsplatz, nach dem von ihr gefragt wird, verschwindet nach wenigen Sekunden und stattdessen erscheint, der von ihm erträumte Billardtisch und die Video-Game-Konsole. Das Spielzimmer wird zum Kinderzimmer mit einem kleinen Schaukelpferd, doch vor seinem Kinderwunsch schreckt sie zurück und dies führt zu einem Streit, bei dem das Baumhaus zu Bruch geht. Bei der baldigen Versöhnung wird es dann wieder neu aufgebaut. Natalie Lamb hat diese Miniaturwelt in liebevoller Kleinarbeit gestaltet und so ist es ihr gelungen, nur mit winzigen Modellen von Dingen und ein paar Tieren sehr bewegend von zwei sich liebenden Menschen zu erzählen.