Hilde

Kinostart: 12.03.09
VÖ-Datum: 02.10.09
2008
Filmplakat: Hilde

FBW-Pressetext

Heike Makatsch verkörpert die kämpferische und zerrissene Natur der deutschen Diva ebenso überzeugend, wie sie auch ihre bekannten Lieder selbstbewusst und treffsicher interpretiert. Dicht bleibt der im besten Sinne unterhaltsame, bis ins Detail perfekt ausgestattete Film an seiner Hauptfigur. Er schildert ihre ehrgeizigen künstlerischen Anfänge während des Zweiten Weltkriegs, ihre Karriere als Schauspielerin in Deutschland wie im Ausland bis hin zu ihrer Entscheidung für die Musik. Dabei entblößt er seine Protagonistin in keiner Sekunde. Kai Wessel tat gut daran, sich auf die Zeit von 1943 bis 1966 zu konzentrieren und ein mit markanten historischen Ereignissen verknüpftes Stimmungsbild zu inszenieren. So wird die deutsche Großproduktion zu einer anregenden Skizze der deutschen (Film-)Geschichte und eine Ode an die Lebenskunst – ein emotionaler Regen roter Rosen.
Prädikat besonders wertvoll

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Filminfos

Gattung:Drama; Biopic
Regie:Kai Wessel
Darsteller:Michael Gwisdek; Heike Makatsch; Monica Bleibtreu; Dan Stevens
Drehbuch:Maria von Heland
Weblinks:;
Länge:137 Minuten
Kinostart:12.03.2009
VÖ-Datum:02.10.2009
Verleih:Warner
Produktion: Warner Bros. Entertainment GmbH, Egoli Tossell Film Produktions, MMC Independent, Pictorion Pictures
FSK:12
Förderer:FFA; MBB; DFFF

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Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Für mich soll’s rote Rosen regnen, mir sollten sämtliche Wunder begegnen. Das Glück sollte sich sanft verhalten, es sollte mein Schicksal mit Liebe verwalten.

In dieser Strophe eines der bekanntesten Chansons von Hildegard Knef finden sich all ihre Träume, Sehnsüchte, Wünsche wieder. Biografische Stoffe im Film, Biopics genannt, sind nicht selten heikel und zeigen dem einen Zuschauer zu viel dem anderen zu wenig Kritisches über einen Star. Kai Wessel hat sich als Regisseur einen wichtigen Lebensabschnitt zwischen 1943 und 1966 vorgenommen und „verwaltet“ ihn überzeugend und mit Liebe. Wir erleben im Film die Verwerfungen als Folgen des Weltkrieges, die erfolgreichen Ausbruchsversuche der jungen Hilde aus der mütterlichen Obhut, ihre Neugier auf die Welt des Films, des Theaters und auf die Männer, die dazu der Schlüssel zu sein scheinen. So zeigt der Film schon in diesen Szenen Hildes Stärke, ihr Durchsetzungsvermögen, ihr Beharren auf dem, was ihr wichtig und richtig erscheint. Sie schreckt nicht davor zurück, als Mann verkleidet im Volkssturm gegen die heranziehenden sowjetischen Panzer zu kämpfen. Dass sie das an der Seite Ewald von Demandowskys tut, Goebbels erstem Filmmanager, stört sie dabei nicht, für sie ist es ein Akt der Liebe und des Freiheitswillens, sie sieht sich nicht als politisch Handelnde.

Leidenschaft und Siegeswille prägen auch ihre Jahre in Hollywood, doch der Vertrag mit David O. Selznick, der ihr zwar ein regelmäßiges Einkommen, aber kein Engagement einbringt, wird mit Hilfe Erich Pommers gelöst und Hilde Knef wird erst Jahre später als Hilde Neff nach Hollywood zurückkehren. In Deutschland sorgt sie 1950 für den größten Skandal der deutschen Filmgeschichte. Die Sünderin hieß der Film, in dem eine kurze Nacktszene für Aufruhr sorgte, das deutsche Publikum stand noch unter dem Eindruck der NS-Herrschaft und gab sich prüde und engstirnig. So sehr die Stationen ihres Lebens als Künstlerin von wechselndem Erfolg geprägt waren, konnte auch das Privatleben nicht davon verschont bleiben. Erst der Brite David Cameron erwies sich ihren Launen, Allüren und spontanen Aktionen gewachsen.
Hier zeigt sich besonders deutlich, wie die Schauspielerin Heike Makatsch dem Film Leben einhaucht. Sie spielt nicht, sie ist Hilde, in jeder Einstellung glaubwürdig und überzeugend.

Nach ersten leicht verwaschenen Originalbildern des Berlin der 1950er Jahre, die als Einstimmung den Film eröffnen und einen dokumentarischen Stil erwarten lassen, überrascht die Kamera immer wieder durch starke, atmosphärische Bilder. Der Film belegt, dass nicht nur die historische Wahrheit von Bedeutung ist, sondern die erlebte und inszenierte Welt der Künstlerin ihre Sicht authentisch vermittelt. Hollywood wird als Kulisse gezeigt und so mag sich auch Hildegard Knef dort gefühlt haben.

Der Film findet immer dann zu sich, wenn Hilde sich selbst nahe kommt. Ihr Schicksal, ein öffentliches, aber eben auch ein deutsches wird im Film mit markanten zeitgeschichtlichen Ereignissen in Zusammenhang gebracht und ist auch deshalb für junge Zuschauer sehenswert. Man sollte kein historisch stimmiges Dokumentarfilmprojekt erwarten, aber doch ein Stimmungsbild, das die Zeit des Umbruchs der deutschen Gesellschaft anhand der Legende der Hildegard Knef erzählt.

Dem Film sind viele Fans zu wünschen, ergebene aber auch neue, die sich von der Leidenschaft der Knef mitreißen lassen.