Herr Zwilling und Frau Zuckermann

Kinostart: 03.06.99
1999
Filmplakat: Herr Zwilling und Frau Zuckermann

Kurzbeschreibung

Die hochbetagte Frau Zuckermann (90) und Herr Zwilling treffen
sich fast täglich in Czernowitz, um ihre Gedanken, gemeinsamen
Erlebnisse, Erfahrungen (als Juden in der ehemaligen UdSSR)
auszutauschen.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Volker Koepp
Drehbuch:Volker Koepp; Barbara Frankenstein
Länge:132 Minuten
Kinostart:03.06.1999
Verleih:Salzgeber
Produktion: Vineta Film, Vineta Film; MDR; WDR; SFB;
FSK:0

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Der Pessimist und die Optimistin - so könnte auch der Titel
lauten für diesen bemerkenswerten Dokumentarfilm. Es ist zum
einen das große Verdienst von Volker Koepp, den Zuschauer auf
eine eindrucksvolle Zeit- und Entdeckungsreise in ein für uns
noch unbekanntes Land mitten in Europa zu schicken. Zum anderen
zwei Zeitzeugen gefunden zu haben, die uns nicht nur ihre
eindrucksvoll bewegten persönlichen Schicksale nahebringen,
sondern auch viel über Geschichte und Schicksal der Juden von
Czernowitz berichten, die bis auf Wenige dem Holocaust zum Opfer
fielen, oder in alle Welt zerstreut wurden.

Es ist durchaus spannend, dem schicksalsergebenen Pessimisten
Zwilling und der lebensbejahenden, frech-optimistischen Frau
Zuckermann zuzuhören. Koepp läßt sie lange erzählen, inszeniert
ihre Auftritte zuhause und im Umfeld, was nach Meinung einiger
Ausschußmitglieder auch eine gewisse Art von "Vorführen"
bedeutet.

Die Dramaturgie der einzelnen Erzählsequenzen bleibt dabei aber
doch beliebig und hält der Neugier des Zuschauers nicht bei allen
Fragen stand. So gibt der Film zwar über die alte Generation der
Juden und ihre Schicksale sowie Leben und Erziehung der Kinder
gut Auskunft, läßt aber die Mittelgeneration fast völlig aus der
Sicht.

Schöne, ruhige Nahaufnahmen der Gesichter und eindrucksvolle
Landschaftspanoramen beweisen die Qualität der Kamera. Einmal
mehr beweist aber Koepp, daß er in seine Bilder verliebt ist.
Eine bessere Dramaturgie und Straffung des Films bei der Montage
hätte dem verdienstvollen Werk sicher gut getan. Dies auch im
Hinblick auf den wünschenswerten Einsatz im Kino.