Hella Hirsch und ihre Freunde

FBW-Pressetext

Es ist eine Geschichte, die es wert ist, erzählt zu werden. Es sind junge Menschen, junge, jüdische Widerständler aus Berlin, deren Schicksal in der Nazi-Diktatur hier auf ungewöhnlich eindringliche Weise nahe kommt. Der Film ist sehr streng und karg gebaut, das Konzept schlüssig und durchdacht. Der Kontrast der kühlen Bilder und die Stimmen im Off ergänzen sich. Vieles setzt sich im emotionalen Hall erst in Kopf und Herz der Zuschauer zusammen.
Prädikat wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Barbara Kasper; Lothar Schuster
Drehbuch:Barbara Kasper; Lothar Schuster
Länge:34 Minuten
Produktion: Kasper, Barbara
FSK:12
Förderer:MBB

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Hier wird die Geschichte einer Gruppe von jungen Juden im Berlin des Nationalsozialismus erzählt, und dabei beeindruckt auf der Tonebene besonders die Fülle an konkreten Informationen. Von professionellen Sprechern werden Fragmente aus Briefen, Tagebüchern, Interviews und Gedichten vorgelesen, dazu gibt es Bruchstücke von Original-Tondokumenten wie Propaganda-Reden, Rundfunk-Nachrichten u.a.

Das Bildkonzept ist dagegen sehr sparsam und stilisiert. In langen Einstellungen wird gezeigt, wie die Orte heute aussehen, an denen Hella Hirsch und der Widerstandskreis um Herbert Baum wohnten, sich trafen, ihren Brandanschlag ausführten, verurteilt und schließlich begraben wurden. Große Fotos, die in die alltäglichen Ansichten von Berlin gestellt wurden, verfremden diese und verwandeln die meist leeren Räume in Gedenkstätten, wobei die Filmemacher aber jeden Pathos vermeiden. Statt dessen wirkt ihr Film gerade durch seine Sachlichkeit und stilistische Strenge.

Es geht in dem Film auch darum, wie lebendig die Vergangenheit in der Gegenwart noch sein kann. Wenn er auf der Bildebene so „leer“ wirkt, dann liegt dies auch daran, dass es in der Stadt kaum noch Spuren von Hella Hirsch und ihren Freunden gibt. Wo einst der Volksgerichtshof war, in dem sie verurteilt wurden, steht heute das Sony-Center.

Einigen Jurymitgliedern war der Film mit seinen 35 Minuten zu lang und monoton. Aber es ist seinem Thema ja nur angemessen, wenn er unbequem ist.