Handmade in Bangladesh

Filmplakat: Handmade in Bangladesh

FBW-Pressetext

Der Dokumentarfilm HANDMADE IN BANGLADESH unter der Regie von Florian Wehking und Liz Bachhuber nimmt das Publikum mit auf eine Reise nach Bangladesch. Ein kluger und reflektierter Blick in ein faszinierendes Land im Aufbruch.

Durch Kreativität, Kunsthandwerk und geistreiche Ideen sichern sich die Menschen im ost-asiaschen Land Bangladesh ihr Überleben. Doch der Antrieb der Menschen ist nicht nur Erhalt, sondern viel mehr noch der Aufbau eines neuen Lebens. In dessen Fokus oftmals das Recycling steht. Denn die Armut in Bangladesh ist sehr hoch. Und so schaffen die Menschen in Bangladesch aus dem, was andere für wertlosen Müll halten, Neues.

Der Dokumentarfilm von Liz Bachhuber und Florian Wehking, die mit diesem Film ihr Regie-Debüt vorlegen, beleuchtet unter dem hochaktuellen Aspekt der Nachhaltigkeit viele diverse Arbeitssituationen. Dabei werden verschiedene Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen episodisch vorgestellt und interviewt. Sei es ein Lehrender an einer Universität, ein Besitzer eines Kleinunternehmens oder eine Handarbeiterin. Durch den optimistischen Blick, den der Film einnimmt, entfernt er sich auf klug und informative Weise von dem negativ geprägten Medienbild, welches über das Land oftmals verbreitet wird. Die Kameraarbeit, welche vom Regisseur Florian Wehking übernommen wurde, überzeugt durch die durchdachte Inszenierung und vielen Close-Ups, die den Zuschauenden die einzelnen Porträtierten wirklich nahekommen lassen. Das dramaturgische und inszenatorische Konzept des Films wirkt gradlinig und stimmig und macht den Film sehr gut zugänglich für das Publikum. Da die Geschichten nur von den verschiedenen Protagonist:innen erzählt werden, wirkt der Film dazu über die Maßen authentisch und entwirft eine Art Panoptikum der Gesellschaft und allgemeinen Situation des Landes. HANDMADE IN BANGLADESH ist eine lehrreiche, inspirierende und wichtige Dokumentation über das junge und aufstrebende Bangladesh. Ein Film, der das Publikum einlädt, viel Interessantes über das Land und die Bevölkerung zu lernen. Und sich auch nach dem Film weiter mit den Thematiken zu beschäftigen.
Prädikat besonders wertvoll

Film-PDF Download

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Wenn man an Bangladesh denkt, kommen zuerst Bilder von Textil-Fabriken und ausgebeuteten Arbeiter:innen in den Kopf. Dass es sich bei dem südasiatischen Land um eine aufstrebende Nation mit Innovationsgeist und klugem Unternehmertum handelt, setzt der Dokumentarfilm HANDMADE IN BANGLADESH gezielt als Umkehrung ein, ohne jedoch zu verharmlosen.

Die gradlinige Konzeption der Bildgestaltung und Fragestellung täuscht nichts vor: Man begibt sich mit den beiden Regisseur:innen auf eine Reise in das Land, aber das Wort haben die Menschen aus Bangladesh. In klaren Bildern und ohne überbordendes Dekor oder ein erklärendes Voice-Over nimmt sich der Dokumentarfilm viel Zeit, positive Geschichten zu zeichnen, ohne diese nach westlichen Maßstäben zu werten. Dabei entfaltet sich langsam, aber sehr nachdrücklich der Eindruck eines Landes, über das man als Europäer:in leider viel zu wenig weiß.

Durch das den Film überspannende Thema des Recyclings wird der Preis, aber auch die Chance von Arbeit gezeichnet. In diesem Spannungsfeld treten Unterschiede zwischen den Geschlechtern, aber auch Klassen überdeutlich zutage. Doch in einem Punkt herrscht Einigkeit: Bildung ist der Schlüssel zu einem besseren Leben, zu einem besseren Bangladesh. In fast allen Episoden berichten Protagonist:innen davon, dass der Lohn der Arbeit genutzt wird, um selbst zur Schule zu gehen oder anderen eine Bildung zu ermöglichen. Damit erhält das Recycling über den ökologischen Aspekt, der in Europa bereits zu einem Lifestyle mutiert ist, eine ökonomische Schlagkraft, die gängige Bilder von Armut aufbricht. In HANDMADE IN BANGLADESH stehen Episoden der Selbstermächtigung im Fokus, in die uns der Film mit seiner Langsamkeit und Zurückgenommenheit zum Verweilen zwingt. Ein krasser Gegensatz zu den Bildern belebter Straßen und geschäftigen Treibens.

Klar wird aber auch die enorme politische Herausforderung, die mit der wirtschaftlichen Entwicklung einhergeht. Vom Kleinen ins Große führt HANDMADE IN BANGLADESH durch Episoden unternehmerischer Ideen direkt in das Herz der Globalisierung. Sei es die Verwertung von Alt-Plastik, das als Flaschenkappen vermutlich in unserer aller Kühlschrank zu finden ist, oder das Recycling von Knochen, die weltweit in der Pharmaindustrie zum Einsatz kommen. Bangladesh mag weit weg wirken, doch haben wir mehr Verbindungen zu dieser jungen Demokratie als der erste Gedanke an Billig-Klamotten erahnen lässt.

Dieser mit einem Mikro-Budget realisierte Film lädt ein, mehr über Bangladesh zu erfahren, die Erfahrungsreise selbst fortzusetzen und die inneren Bilder zu hinterfragen.

Die FBW-Jury vergibt das Prädikat BESONDERS WERTVOLL.