Halte still, stirb, erwache

Kinostart: 03.01.91
1989

Kurzbeschreibung

Ein teilweise autobiografischer Film, der 1947 am Rande eines Srafgefangenenlagers im fernen osten der UdSSR spielt und in dessen Mittelpunkt die Erlebnisse 12jähriger Kinder stehen.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Spielfilm
Regie:Vitali Kanewski
Darsteller:Dinara Drukarowa; Pawel Nasarow; Jelena Popowa
Drehbuch:Vitali Kanewski
Kamera:Wladimir Bryljakow
Schnitt:Galina Kornilowa
Musik:Sergej Banewitsch
Länge:103 Minuten
Kinostart:03.01.1991
Verleih:NEF 2
Produktion: Lenfilm Studios
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Dies ist der Erstlingsfilm eines 55-jährigen Regisseurs, den die politischen Verhältnisse in seiner sowjetischen Heimat jahrzehntelang nicht dazu kommen ließen, seine künstlerische Neigung und Eignung zu überprüfen. Als er dann endlich drehen durfte, konnte er überzeugend beweisen, dass seine bitteren Lebenserfahrungen eine lange Berufsausbildung durchaus ersetzen, dass sein Augenmaß für Effektivität und Pointierung einer Story buchstäblich von der Realität des Lebens geschult worden war. So gelang es ihm, seinem autobiografischen Beitrag in der filmischen Umsetzung Allgemeingültigkeit abzugewinnen und mit HALTE STILL, STIRB, ERWACHE ein fast dokumentarisches Spiel von bedrückender Zeitnähe zu schaffen.

Das Leben in einem Straflager unweit der asiatischen Grenze verläuft in deprimierender Trostlosigkeit. Wie die Menschen hier vegetieren, ohne aller moralischen Werte beraubt zu sein, ohne jedoch Hoffnung auf eine Zukunft aufgeben zu müssen, wird realistisch, aber ohne Wehleidigkeit geschildert. Die Konzentration auf zwei Kinder, aus deren Perspektive der graue Alltag abläuft, erreicht eine wohltuende Diskrepanz zur Brutalität der Szenen und des Schauplatzes. So vermag sich ein Anflug von Humor zu bahaupten, und wenn immer wieder jemand ein improvisiertes Singen anstimmt, entwickelt sich Atmosphäre, die Resignation weitgehend ausschließt.

In der Diskussion ergab sich Uneinigkeit in der Beurteilung des Schlusses. Er wurde teils als symbolhaft, teils als desillusionistisch empfunden, aber auch als gewaltsam aufgesetzt, mit dem denkbaren Ziel, den Zuschauer mit der Trauer über das Schicksal der beiden Kinder nicht allein zu lassen. Obwohl der Bewertungsausschuss die Intension des Regisseurs an dieser Stelle nicht nachvollziehen vermochte, entschied er sich gern für die Erteilung des höchsten Prädikats.