Hagen – Im Tal der Nibelungen
FBW-Pressetext
Das Nibelungenlied aus der Sicht des loyalen Königsvasallen Hagen von Tronje – mit der Hohlbein-Romanverfilmung gelingt Cyrill Boss und Philipp Stennert ein gewaltiges Fantasy-Epos, das wie gemacht ist für die große Kinoleinwand.Der Burgunder Waffenmeister Hagen von Tronje hält mit Pflichtbewusstsein und eiserner Härte das von Krisen geschüttelte Königreich zusammen. Dabei unterdrückt er die heimliche Liebe zur Königstochter Kriemhild und verdrängt seine eigene dunkle Vergangenheit. Als der sagenumwobene Drachentöter Siegfried von Xanten in Worms auftaucht und mit seiner Unberechenbarkeit die alten Strukturen gefährdet, wird Hagen zunehmend zur tragischen Figur. Der junge und durch den plötzlichen Tod seines Vaters noch unerfahrene König Gunter sieht in Siegfried eine Chance, das Reich zu retten. Er bittet ihn außerdem um Hilfe, die Walküre Brunhild zu freien. Als sich Kriemhild ausgerechnet in Hagens Widersacher Siegfried verliebt, muss sich der Waffenmeister zwischen Liebe und Königstreue entscheiden.
Das Nibelungenlied wurde Mitte des 13. Jahrhunderts niedergeschrieben und gilt als das germanische Heldenepos schlechthin. Nun haben sich die Filmemacher Cyrill Boss und Philipp Stennert an den Stoff gewagt und wählten als literarische Vorlage den 1986 von Wolfgang Hohlbein veröffentlichten Roman ‚Hagen von Tronje‘, der die nebulöse Nebenfigur des loyalen Königsdieners ins Zentrum der Geschichte rückt. Gijs Naber verkörpert Hagen mit einer starken körperlichen Präsenz und stellt ihn eben nicht als heimtückisch und rücksichtslos dar, sondern offenbart ihn als empfindsamen Mann, der seine Gefühle, die er für Kriemhild hegt, verbirgt und in uneigennütziger Loyalität alles tut, um seine Familie zu beschützen, die ihn als Waisen damals aufgenommen hat. Selbst wenn dieses Handeln sein eigenes dramatisches Schicksal besiegelt. Wie aus dem Nibelungenlied bekannt, fungieren die einzelnen Figuren eher als Stellvertreter für gewisse Eigenschaften (Gunter als der Schwache, Kriemhild als die Sanfte, Brunhild als die Kriegerin, Siegfried als der Held), doch dem Cast gelingt es im Zusammenspiel, die Figuren über diese Eindimensionalität zu erheben. In der Inszenierung zeigen Boss und Stennert, dass sie dem Fantasy-Genre in allem gewachsen sind, was das Genre abverlangt: Eine großartige Ausstattung, atmosphärische Bilder, ein gewaltiger Score und das geschickte Spielen mit Spannungsmomenten: Wie die internationalen Vorbilder aus Film und Fernsehen funktioniert auch HAGEN – IM TAL DER NIBELUNGEN als Fantasy-Epos, in dem man sich gerade auf der großen Kinoleinwand verlieren kann.
Filminfos
Gattung: | Drama; Spielfilm; Fantasy |
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Regie: | Philipp Stennert; Cyrill Boss |
Darsteller: | Gijs Naber; Jannis Niewöhner; Dominic Marcus Singer; Lilja van der Zwaag; Rosalinde Mynster; Jördis Triebel; Jörg Hartmann; Bela Gabor Lenz; Alessandro Schuster; Johanna Kolberg; Emma Preisendanz; Maria Erwolter |
Drehbuch: | Cyrill Boss; Philipp Stennert; Doron Wisotzky |
Buchvorlage: | Wolfgang Hohlbein |
Kamera: | Philip Peschlow |
Schnitt: | Alexander Dittner; Alexander Berner |
Musik: | Adam Lukas; Jacob Shea |
Webseite: | constantin.film; |
Länge: | 139 Minuten |
Kinostart: | 17.10.2024 |
Verleih: | Constantin Film Verleih GmbH |
Produktion: | Constantin Film Produktion, Wilma Film; |
FSK: | 12 |
Förderer: | FFA; MBB; FFF Bayern; DFFF; German Motion Picture Fund |
Jury-Begründung
Die Nibelungensage hat ihre Ursprünge in antiken Zeiten und über die Jahrhunderte hat es viele verschiedene Fassungen von ihr gegeben. Eine sehr erfolgreiche Neuinterpretation lieferte Wolfgang Hohlbein mit seinem Roman „Hagen von Troje“, in dem er den Waffenmeister Hagen, der als der Mörder des Drachentöters Siegfried ursprünglich einer der Schurken der Geschichte ist, zu seinem Helden macht. Und dieser „Neustart“ macht es möglich, sich auch filmisch mit dem Mythos zu beschäftigen, ohne sich durch die Tradition des deutschen Heldenepos einschränken zu lassen, in der Vorläufer wie der Stummfilm von Fritz Lang oder Harald Reinls Abenteuerfilm von 1966 standen. Stattdessen ist Philipp Stennert und Cyrill Boss mit HAGEN – IM TAL DER NIBELUNGEN ein Fantasyfilm gelungen, in dem die uralte Geschichte frisch und mit einer mitreißenden kinetischen Energie erzählt wird.Vor allem beeindruckt dabei das „Worldbuilding“, also der Aufbau einer bildgewaltigen, dabei aber auch glaubwürdigen Erzählwelt. Hier arbeiten die verschiedenen Gewerke wie Kostüm, Maske, Ausstattung und Special Effekts vorbildhaft zusammen, und die CGI-Bilder wirken nicht so artifiziell wie in vielen teuren Hollywood-Produktionen der letzten Zeit. So haben die in Brunhilds Eiswelt spielenden Sequenzen die Imposanz einer archaischen Sagenwelt, die eine angemessene Kulisse für das Spiel der mythologisch überhöhten Charaktere bietet.
Schlachtszenen und Zweikämpfe werden mit der explosiven Intensität von guten Actionfilmen inszeniert, während Siegfrieds Drache nur einen sehr kurzen Auftritt hat, denn der Held des Films ist Hagen, der von Gijs Naber so gespielt wird, dass bei ihm von der ersten Szene an die tragische Unausweichlichkeit der Nibelungentreue zu seinem König Gunter spürbar ist. Dominic Marcus Singer spielt den schwachen Monarchen mit einer zögerlichen Passivität, die ihn neben den anderen durchweg heroischen Figuren wie eine Fehlbesetzung erscheinen lassen kann. Dabei entspricht sie genau der Rolle. Der germanische Überheld Siegfried wird von Jannis Niewöhner als ein respektloser Raufbold interpretiert und nicht nur seine coole Frisur erinnert auffällig an Brad Pitt in Rollen wie dem griechischen Helden Achilles. Lilja van der Zwaag und Rosalinde Mynter verkörpern Krimhild und Brunhild als starke Frauenfiguren und dadurch zeigen Stennert und Boss, dass sie hier einen Film produziert haben, der auch genderpolitisch ganz auf der Höhe der Zeit ist.
HAGEN – IM TAL DER NIBELUNGEN ist ein Fantasy-Epos, das alle Erwartungen, die an das Genre verknüpft sind erfüllt. Dies ist eine deutsche Großproduktion, die den Vergleich mit internationalen Fantasy-Epen nicht zu scheuen braucht, Aber der Film hat mit der Ambiguität des Titelhelden auch ein unerwartete Komplexität und philosophische Tiefe. Auch darum verleiht die Jury dem Film gerne das Prädikat BESONDERS WERTVOLL.