Habermann

Filmplakat: Habermann

FBW-Pressetext

Sudetenland 1937: Mit der Hochzeit des deutschen Unternehmers August Habermann (Mark Waschke) und der schönen jüdisch-tschechischen Jana (Hannah Herzsprung) zeichnet sich das herandrohende Unheil der kommenden Jahre bereits ab. Probleme bekommt der reiche Mühlen- und Sägewerksbesitzer nicht nur mit den rebellierenden, tschechischen Arbeitern sondern auch mit dem Einzug des grausamen Naziregimes unter der Führung des gewissenlosen SS-Mannes Kosloswki (in Bestform: Ben Becker). Langsam aber unabwendbar steigern sich in HABERMANN unterschwellige Bedrohung und menschliche Grausamkeit. Die aufwühlende, europäische Koproduktion inszeniert die Zeit der Besetzung und der politischen Grauzone eindrucksvoll, ohne dabei eine Seite zu heroisieren oder zu verteufeln. HABERMANN bildet historische Wahrheiten und bewegende Schicksale ab, deren Folgen auch heute noch spürbar sind. Ein cineastisch selten aufbereitetes Stück Geschichte, als Koproduktion auf beste Weise zusammengefügt.

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Juraj Herz
Darsteller:Ben Becker; Mark Waschke; Hannah Herzsprung; Karel Roden; Franziska Weisz; Andrej Hryc; Zuzana Kronerová; Erika Guntherova
Drehbuch:Wolfgang Limmer
Buchvorlage:Josef Urban
Kamera:Alexander Surkala
Schnitt:Melanie Werwie
Musik:Elia Cmiral
Länge:104 Minuten
Kinostart:25.11.2010
Verleih:Farbfilm Verleih
Produktion: Art-Oko Film, KN Filmcompany;Wega; Werner Herzog Film; ApolloMedia;
FSK:12
Bildungseinsatz:;
Förderer:FFA; FFF Bayern; Filmstiftung NRW; DFFF; Österreichisches Filminstitut

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Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Eine eigentümliche Spannung liegt von Anfang an über diesem Film. Eine opulente Hochzeit findet statt und Konflikte werden deutlich. Es ist die Zeit kurz vor dem Einmarsch der deutschen Truppen im zu Tschechien gehörenden Sudetenland. Der reiche und angesehene Mühlenbesitzer August Habermann heiratet seine Jana, die im Kloster aufgewachsen ist. Nur der Bürgermeister besitzt eine Geburtsurkunde, die auf ihre jüdische Herkunft verweist. Schnell zeigt sich, wer sich in der Familie und unter den Gästen auf die Ankunft der Deutschen freut, wer sie als harmlos ansieht oder die Situation realistisch einschätzt.

Als die SS einmarschiert, überstürzen sich die Ereignisse. Der Gegenpart von Habermann ist Obersturmbannführer Koslowski, der mit großer Härte, Erpressung und perfider Überheblichkeit seine Ziele umsetzt.

Zwei Höhepunkte sind entscheidend für die Filmentwicklung. Nach dem zwei deutsche Soldaten im Wald umgebracht werden, sollen dafür als Rache 20 tschechische Dorfbewohner erschossen werden. Habermann will dies verhindern. Er setzt den wertvollen Familienschmuck dagegen und kann damit nur zehn Menschen vor dem Tod retten. Koslowski zwingt ihn bei der Exekution dabei zu sein. Eine weitere Eskalation nimmt ihren Lauf, die schon von Anfang als Schatten über dem Film schwebte: Der Bürgermeister verrät die jüdische Herkunft von Jana Habermann. Sie wird deportiert und ihr Mann muss machtlos zusehen.

Diese grobe Linie des vor sich ausbreitenden Dramas ist einem feinen Gerüst von Handlungen und deren jeweiligen Motiven unterlegt. Manchmal ist die Spannung für den Betrachter unerträglich. Ein ungeheures Tempo der verschiedenen Erzählstränge, die Komplexität der Motive und der folgenden Entscheidungen, die mit hoher Präzision von allen Schauspielern eindrucksvoll dargestellt werden, die sich immer wieder bestätigende Befürchtung einer sich anbahnenden Katastrophe bleiben bis zum bitteren Ende dieser dramatischen Entwicklung erhalten. Sie ist wie ein Spiegel der realen Situation der Verhältnisse im Sudetenland, auch nachdem der Krieg vorbei ist. Wut und Zorn machen blind und es ist das Verdienst des Films unter der Regie von Juraj Herz, selbst Tscheche, dies in der Tschechei heute noch nicht aufgearbeitete Kapitel von Fehlhandlungen und Verbrechen auch auf Seiten der befreiten Tschechen nach dem Zweiten Weltkrieg angemessen in diesem Film zu behandeln.