Girl Who Cried Wolf

Filmplakat: Girl Who Cried Wolf

Kurzbeschreibung

Es ist Lockdown in Deutschland. Deshalb trifft sich die Freundesclique rund um Vali nun über Zoom, um weiterhin Partys feiern zu können.
Die fünf Freund*innen kennen sich aus Schulzeiten und sind nach dem Abitur getrennte Wege gegangen.
Wenn sie sich online treffen, trinken sie gemeinsam, unterhalten sich über Dinge, die ihnen auf dem Herzen liegen oder spielen Spiele.
An diesem Treffen jedoch wird die Freundschaft der Clique durch eine unerwartete Wendung auf die Probe gestellt.
Prädikat wertvoll

Jury-Begründung

Prädikat wertvoll

Ob Social Media oder private Facetime-, Skype- oder Zoom-Meetings: Jugendliche sind mit den gesellschaftlichen Beschränkungen während des Lockdown auf ganz eigene Weise umgegangen. Sie haben die zur Verfügung stehenden Medien genutzt, um sich nicht aus den Augen zu verlieren, auch wenn ihre Medienkompetenz nicht immer perfekt war.

Lars, Vali, Franz, Nathi und Maria möchten sich auch in Corona-Zeiten sehen. Sie treffen sich allerdings nur virtuell, zum Beispiel zum Spieleabend via Zoom. Wie früher, zu Vor-Pandemie-Zeiten, hat auch im Zoom-Meeting ein jeder seine Rolle in der Gruppe. Der Titel des Films lässt sich vielleicht am besten mit „Wer einmal lügt dem glaubt man nicht...“ übersetzen und das trifft die Handlung des Films gar nicht einmal schlecht. Emma Holzapfel und Kevin Koch zeigen, dass nicht alles, was im realen Leben lustig scheint, auch im virtuellen funktioniert. Ein derber Scherz stellt die Freundschaft der Fünf auf eine harte Probe.

Technisch ist GIRL WHO CRIED WOLF kaum mehr als ein aufgenommenes Zoom-Meeting. Aber das Konzept geht auf. GIRL WHO CRIED WOLF begeistert durch seine genauso minimalistischen, wie medial angebrachten Aufbau. Auf diese Weise lässt der Film seine Zuschauer als stumme Teilnehmer des Meetings beiwohnen. Sie können die albernen Spielchen der Freunde miterleben, nicht aber -spielen.

Wie ein Erwachsener, der einem Jugendlichen über die Schulter schaut, zeigte sich die Jury zunächst interessiert, doch dann auch zunehmend enerviert von den vielen Worthülsen der Freunde und der erzwungenen Intimität, die immer wieder mit Floskeln, missglückten Moderationsversuchen und nur wenig Tiefe beschworen wird. Sogar als Vali tatsächlich eine „todernste“ Situation vorgibt, wollen die belanglosen Sprüche nicht abreißen. Keiner der Meeting-Teilnehmer zeigt sich zunächst bereit, zu Hilfe zu eilen. Keiner möchte der sein, der auf einen eventuellen Scherz hereingefallen ist.

Bekanntlich haben Aktion und Reaktion auf Social-Media-Kanälen eine völlig andere Qualität entwickelt als im realen Leben. Eine Tatsache, die auch GIRL WHO CRIED WOLF abzubilden weiß. In der Diskussion wurde offenbar, dass die Jury die gespielte Oberflächlichkeit der Freunde tatsächlich als äußerst lebensecht empfunden hat. Mehr noch, die Jury zeigte sich mehrheitlich erstaunt über die starken Emotionen, die sie gegenüber dem ungewissen Schicksal Valis entwickelt hat und vor allem auch gegenüber der fortwährenden Selbstdarstellung der Teilnehmer. Im weiteren Verlauf der Diskussion zeigten sich einige Jurymitglieder dann allerdings doch weniger überzeugt von der Authentizität der Szene und der Glaubwürdigkeit der spielerischen Darstellung, bzw. Dramaturgie des Films. Da die Darsteller weniger einem Drehbuch als einem Konzept zu folgen scheinen, überlegte die Jury ob die konstruiert wirkenden, wenig tiefgründigen Dialoge tatsächlich dem Leben junger Erwachsener entlehnt, oder aber einfach nur lebensnah simpel und wenig situativ durchdacht sind, konnte letztlich aber zu keiner einhelligen Meinung gelangen.

Dennoch ist Holzapfel und Koch mit THE GIRL WHO CRIED WOLF ein ernüchternder Einblick in die Lebens- und Gefühlswelt junger Erwachsener geglückt, den die Jury so noch nicht gesehen hat und den sie wegen seiner Originalität, Idee und Inspiration mit dem Prädikat „wertvoll“ auszeichnet.