Futschicato

Filmplakat: Futschicato

FBW-Pressetext

Eine erfrischend mutige und ungewöhnliche 46-Minuten-Produktion, für die auch die Förderer (darunter die Stiftung Landesbank Baden-Württemberg) zu loben sind. Voll unter Strom steht dieser ironische, ebenso humorvolle wie erstklassig recherchierte fiktionale Blick auf eine anarchistische 68er WG, die es bis in die Gegenwart geschafft hat. Wie aus dem Leben gegriffen wirken viele Szenen, die Ästhetik der Bildsprachen ist auf allen Ebenen überzeugend und von individueller Handschrift geprägt. Der perfekt ungemütliche Film für einen Themenschwerpunkt „1968“, bald schon 40 Jahre her.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama; Kurzfilm
Regie:Olav Wehling
Darsteller:Patrick von Blume; Helene Grass; Matthias Klimsa; Andreas Seifert; Marie Rönnebeck; Max Florian Hoppe
Drehbuch:Boris Dennulat; Olav Wehling
Länge:47 Minuten
Produktion: Filmakademie Baden-Württemberg GmbH, Olav F. Wehling;
FSK:12

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ist ein anderes Leben möglich? „Wir haben uns damals zusammengetan, um eine andere, bessere Form des Zusammenlebens zu finden. Scheiß´ auf gesellschaftliche Konventionen und Regeln, wir haben unsere eigenen Gebote, nach denen wir glücklich zusammen leben.“ Diesem Credo folgt dieser gewagte, ungewöhnliche Film.

„Futschicato“ ist ein ironischer – wenn man sich darauf einlässt – und ebenso humorvoller wie erstklassig recherchierter Blick auf eine 68er WG, die es bis in die Gegenwart geschafft hat. Der Zuschauer steigt an dem Punkt ein, als die Idylle auseinander zu brechen beginnt. Von nahezu dokumentarischer Präzision sind die gefundenen Betroffenheitsgesten und ideologischen Worthülsen, mit denen die Bewohner aufeinander losgehen. Die gezeigten Rituale wirken tatsächlich wie aus dem Leben gegriffen, die Ästhetik der Bildsprachen ist auf allen Ebenen überzeugend und von individueller Handschrift geprägt.

„Futschicato“ ist gespickt von hinreißender Ironie, die sich geschickt mit Sympathie für die Protagonisten mischt, perfekt zusammengeführt am Siedepunkt der individuellen Emotionen einer angeblichen „Wir-haben-uns-doch-alle-so-lieb“-Lebenseinstellung. Die Darsteller, allen voran Patrick von Blume, spielen virtuos, hervorhebenswert sind auch Inszenierung, Licht, Farbgebung, Kamera, Ausstattung und Musik. Der Film ist auch formal spannend, die Musik hörenswert. Nicht nur in jeder Programmkinoreihe zum Thema 1968 ist dieser Film eine Zier.

„Futschicato“ gehört zu den erfrischenden Höhepunkten deutscher Filmförder-Projekte, die sich deutlich jenseits kommerzieller oder allzu individuell gehaltener Projekte bewegen. Es wäre wünschenswert, wenn es auf der kreativen Seite mehr solcher ungewöhnlicher Filme geben würde und zugleich auf der administrativen Seite der Mut und das Vermögen erhalten bliebe, solche Vorhaben auch zu unterstützen.