Full Metal Village

Kinostart: 19.04.07
2006
Filmplakat: Full Metal Village

FBW-Pressetext

„Wacken Rules!“ Die Ortschilder werden in Sicherheit gebracht im schleswig-holsteinischen Wacken, wenn die Heavy Metal Szene zum jährlichen Open Air Event anrollt. Verschmitzt, liebevoll und immer wieder überraschend zeigt die aus Korea stammende Regisseurin uns eine fremd-nahe Welt. Sie wahrt dabei die besondere Tugend des Dokumentarischen: genau zu beobachten und zu zeigen – und die Wertung dem Betrachter zu überlassen. Eine Werbung für den Dokumentarfilm.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Dokumentarfilm
Regie:Sung-Hyung Cho
Drehbuch:Sung-Hyung Cho
Länge:95 Minuten
Kinostart:19.04.2007
Verleih:Zorro
Produktion: Flying Moon Filmproduktion GmbH, Flying Moon Filmproduktion
FSK:0

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Full Metal Village, ein Dokumentarfilm der in Deutschland lebenden koreanischen Regisseurin Sung-Hyung Cho, war 2006 ein ganz besonderes, viel beachtetes Ausrufezeichen der nationalen Dokumentarfilmszene. Schildert er doch eine Begegnung der ganz besonderen Art: die Kollision zweier Kulturen und Lebensformen.

Seit 15 Jahren wird am ersten Augustwochenende das kleine schleswig-holsteinische Dorf Wacken, eine 2000 Seelen-Gemeinde, zum Mekka der Heavy und Full Metal Fans. Waren die Anfänge noch bescheiden und überschaubar, so kommen inzwischen etwa 40.000 Besucher aus der ganzen Welt angereist.

Ein größerer Kontrast ist schwerlich denkbar: hie eine scheinbar seit Jahrhunderten kaum veränderte, dörfliche Gemeinschaft, da die verschworene Fangemeinde mit ihren eigenwilligen Ritualen.

Folglich eine Begegnung mit absurden, paradoxen oder auch reichlich skurrilen Zügen.

Sung-Hyung Cho nennt „Full Metal Village“ einen „Heimatfilm“. Zurecht, wird man doch dem Film am ehesten gerecht, wenn man seine Selbstdefinition ernst nimmt. Etwa drei Fünftel des Films dominiert der Duktus der ethnografischen Spurensuche.

Die Regisseurin entdeckt eine auch für sie ganz persönlich wenig vertraute Welt, lässt den Zuschauer Schritt für Schritt an ihren Entdeckungen teilhaben. Wir erleben unmittelbar den Charme dieser Annäherung. Nach und nach offenbart sich: Auch diese bäuerliche Gemeinschaft ist im Wandel, das bäuerliche Selbstverständnis ist teilweise radikal verändert.

Bauer Trede, der die Festivalwiesen verpachtet, betreibt eine Biogas-Anlage und macht in Aktiengeschäften - gemäß seinem neuen Leitspruch: „Menschen sind besser zu melken als Kühe.“ Junge Mädchen träumen von einer Karriere als Fotomodel, dörfliche Seniorinnen tanzen nach Country-Klängen, auch wenn sie noch Satanismusgerüchte über die „fremdartigen Gäste“ kolportieren. Auch die aktuellen existentiellen Ängste in Deutschland haben vor Wacken nicht Halt gemacht.

Der Film steigert elegant und allmählich sein Tempo, verändert seinen Rhythmus. Der beschaulich-behutsamen Schilderung folgt der „Einbruch“ der Heavy Metal Welt, der sich bis zum Furioso einer Walpurgisnacht unserer Zeit steigert.

Dann noch einmal ein Stilwechsel im Schluss-Epilog, Bilder der Ermüdung, ja des Katzenjammers nach der Orgie, nach der Party.

Die allmähliche Rückkehr zur „Normalität“, wenn das „Schlachtfeld“ aufgeräumt wird.

Eine besonders in der Strukturierung und der Komposition der Stimmungswechsel gelungene Arbeit (Kamera: Marcus Winterbauer). Sie wahrt die besondere Tugend des Dokumentarischen, genau zu beobachten und zu zeigen - und die Wertung dem Betrachter zu überlassen.