Für den unbekannten Hund

Kinostart: 06.12.07
2007
Filmplakat: Für den unbekannten Hund

FBW-Pressetext

Großes Kino und ein kleiner, schmutziger Film. Radikal, mutig, hoch stilisiert und dabei bodenständig – solch einen deutschen Film hat es lange nicht gegeben, darüber war sich die FBW-Jury einig. Mit einer expressiven Bildgewalt, die im deutschen Kino selten ist, erzählen die Brüder Reding vom unbekannten Alltag der Wandergesellen und zugleich ein universelles Drama von Schuld und Sühne. Dieser Film ist der Hammer, er packt und überrascht.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Drama
Regie:Dominik Reding
Darsteller:Lukas Steltner; Sascha Reimann
Drehbuch:Dominik Rending; Ben Reding
Länge:103 Minuten
Kinostart:06.12.2007
Verleih:Senator
Produktion: Eye!Warning Filmproduktion GbR Dominik Reding
FSK:12
Förderer:MFG Baden-Württemberg; FFA; MBB; Filmstiftung NRW

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Benjamin und Dominik Reding trauen sich wirklich etwas, wenn sie zugleich großes Kino und einen dreckigen, kleinen Film machen. Die Subkultur der Wandergesellen, die auch heute noch in ihrer traditionellen Tracht auf die Walz gehen, sich in einem eigenen Code verständigen und die uralten Rituale ihrer Zünfte befolgen, ist für Filmemacher eine noch unentdeckte Goldgrube. Und aus dieser schöpfen die Brüder Reding in ihrem zweiten Spielfilm nach dem hoch gerühmten Debüt „Oi!Warning“.
Manchmal fühlt man sich da wie in einem jener Science-Fiction-Filme über Zeitreisen, wenn diese jungen Menschen, die wie aus einem anderen Jahrhundert angezogen sind und „seltsam“ reden und agieren, im Hier und Jetzt der bundesdeutschen Gegenwart gezeigt werden.

Dabei ist Bastian, der Protagonist des Films, ein extremes Produkt unserer Zeit: Ein Jugendlicher, dem die Playstation wichtiger als die Freundin ist und der auf der Suche nach dem Kick einen Stadtstreicher erschlägt. Weil ein Mitwisser ihn erpresst, schließt er sich einer Gruppe von Handwerksgesellen auf Wanderschaft an, und mit ihm lernt auch der Zuschauer diesen ganz eigenen, oft archaisch wirkenden Mikrokosmos kennen.

Den zeigen die beiden Regisseure mit einer expressionistischen Bildgewalt, die im deutschen Kino selten ist. Da wird mit schreienden Farben gearbeitet, die Elemente Feuer und Wasser züngeln und spritzen als Leitmotive immer wieder spektakulär von der Leinwand herunter, und es gibt eine ausgeklügelte Kranfahrt herauf zu den Arbeitenden auf einer Kirche, bei der einem der Atem stockt.

Doch merkwürdigerweise lenkt dieser extreme Stil-Wille nicht von der eigentlichen Geschichte des Films ab, denn der Film erzählt auch packend ein universelles Drama von Schuld und Sühne. Und er ist gut geerdet in der immer authentisch wirkenden Darstellung des Milieus. Man bekommt ein Gefühl dafür, wie die Wandergesellen reisen, arbeiten, schlafen, essen, trinken - wie sie als Außenseiter behandelt werden, Kraft aus ihrem Ehrenkodex schöpfen, und frei sind, weil sie nichts besitzen.