Frankfurter Str. 99a

Filmplakat: Frankfurter Str. 99a

FBW-Pressetext

Er geht jeden Morgen zur Arbeit als Müllmann. Natürlich ist das Routine, natürlich ist das anstrengend. Aber irgendwie macht ihm das auch Spaß. Die Kollegen sind nett, er ist immer an der frischen Luft, er kennt die Route. Und er hat jeden Mittag eine Verabredung. Denn wenn er sich auf das kleine Mäuerchen setzt, genau an der Frankfurter Straße, Hausnummer 99a, dann kommt sie. Eine kleine schwarze Katze. Sie schmiegt sich an ihn, lässt sich streicheln, hochheben, schmusen. Doch eigentlich geht es ihr nur um die Wurst auf dem Brot. Er weiß das. Und freut sich doch jeden Tag auf ein Wiedersehen. Die Filmemacherin Evgenia Gostrer erzählt in nur fünf Minuten auf bezaubernde und innovative Weise die Geschichte einer ganz großen Freundschaft. Per Wischtechnik animiert sie die einzelnen Szenen, lässt Umrisse, Objekte und Orte nur erahnen. Dennoch erhält der Zuschauer genügend visuelle Informationen, um sich ein eigenes Bild machen zu können. Als die schwarze Katze auftaucht, erhält der Film durch die wunderbar nachempfundenen eleganten Bewegungen des Tieres eine ungeheure Dynamik, die beeindruckt. Kommentiert wird die Geschichte von dem Müllmann selbst. Sein lakonischer Kommentarstil und seine ruhige Haltung wirken wohltuend authentisch und absolut glaubwürdig. So wird der Zuschauer in kurzer Zeit Zeuge einer ganz kurzen Alltagsbeschreibung. Die durch den Stil und das vermittelte Gefühl des Films zu etwas ganz Großem wird.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Evgenia Gostrer
Drehbuch:Evgenia Gostrer
Kamera:Evgenia Gostrer
Schnitt:Evgenia Gostrer
Musik:Michael Tuttle
Länge:4 Minuten
Produktion: Evgenia Gostrer c/o Plamper+Schaeffler
Förderer:Hessische Filmförderung

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Das kleine Glück an einem ganz normalen Tag steht im Mittelpunkt von Evgenia Ostrers gelungener Miniatur FRANKFURTER STR. 99A. Mit reduzierten, aber prägnanten Pinselstrichen, die an minimalistische Aquarelle erinnern, skizziert sie den Arbeitsalltag eines Müllmanns und dessen mittägliche Begegnung mit einer Katze, mit der er gemeinsam seine Pause verbringt.

Die Vermischung der dokumentarischen Erzählung und die fast verträumt anmutende bildhafte Umsetzung dieser kleinen Episode kontrastiert auf sehr interessante Weise und lässt den Zuschauer Raum für eigene Gedanken über das Besondere im Alltag, die kleinen Momente des Glücks, den Zauber des „ganz normalen Lebens“, die Poesie einer ungewöhnlichen Begegnung. Für die Jury der FBW ist FRANKFURTER STR. 99A eine äußerst gut gelungene Beobachtung, von der man sich durchaus vorstellen kann, dass sie in Form einer Reihe über andere Glücksmomente fortgeführt werden könnte.