Europa

Filmplakat: Europa

Kurzbeschreibung

Kurz nach Kriegsende kommt ein junger Amerikaner nach Deutschland, wo er als Schlafwagenschaffner arbeitet und in rechtsradikale Terroranschläge verwickelt wird.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Thriller; Melodram; Spielfilm
Regie:Lars von Trier
Darsteller:Barbara Sukowa; Jean-Marc Barr; Eddie Constantine; Ernst-Hugo Järegard; Udo Kier
Drehbuch:Lars von Trier; Niels Vorsell
Kamera:Edward Klosinski; Henning Bendsten; Jean-Paul Meurisse
Schnitt:Hervé Scneid
Musik:Joakim Holbek
Länge:112 Minuten
Kinostart:21.07.1991
Verleih:NEF 2
Produktion: N.E.F. Filmproduktion und Vertriebs GmbH
FSK:16

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Beeindruckend ist dieser ästhetisch-experimentelle Spielfilm in seiner kühnen Art, seine Geschichte zu erzählen. Seine Suggestionen, seine ungewöhnlichen Bilder, tricktechnische Verfremdungen, Wechsel zwischen SW und Farbe, zwischen Vorder- und Hintergrund, zwischen Modellen/Bauten und "realer" Handlungsebene, und der Rückgriff auf Produktionsmethoden der 40er Jahre sind zu bewundern.
Im Ausshuss irritierte zunächst die Frage, ob es sich um eine historische Arbeit mit dokumentarischem Anspruch handele. Der "Werwolf" war schließlich eine kurze Episode in der deutschen Geschichte, der tatsächlich auch ein Aachener Bürgermeister zum Opfer fiel. Die Faszination dieses Films erschließt sich, wenn man ihn als die europäische Identitätsfindung eines dänischen Regisseurs versteht. Nimmt man Europa beispielsweise als Däne ernst, dann hat man seine Schwierigkeiten mit den dunklen Seiten der deutschen Geschichte. Auch sie müssen in die europäische Identität integriert werden.

Je länger man sich mit dem Film beschäftigt, deto deutlicher wird, wie sehr die verschiedenen handlungen ineinander verwicklet sind und wie verzwickt es ist, die Abläufe eindeutig zu interpretieren. Wie genau empfindet der dänische Regisseur die sich im Deutschland des Jahres 1945 wiederspiegelnde europäische Identität? Handelt es sich um das Land des "Werwolfs", der tags ein unschuldiges Gesicht hat und in der Nacht schuldhaft handelt? Gerade den Deutschen hält er den Spiegel vor, dessen Verzerrungen von uns ernst genommen werden müssen, weil sie auf seelisch-traumatischen, aber auch historischen Erfahrungen beruhen. Eine Reise durch die Nacht, von der man hofft, mit den in diesem Film vermittelten, inneren Erfahrungen bald den "Tag" zu erreichen.