Ein Tagebuch aus Kohle

FBW-Pressetext

Der Vater schreibt ein Tagebuch. Er schreibt über seinen Vater, der das kommunistische Regime vor der Unabhängigkeit Polens in den 1980er Jahren stützt. Er schreibt über seine Tochter, die sich heute, in den 2020er Jahren für den Klimaschutz einsetzt. Und er schreibt über sich selbst, einen Bergarbeiter, der seit er denken kann, nach unten in die Mine einfährt. Und da unten nicht sehen kann, was oben vor sich geht. In ihrem Kurzanimationsfilm EIN TAGEBUCH AUS KOHLE erzählt die Filmemacherin Adrianna Wieczorek die Geschichte eines Mannes, der zwischen den Rädern der Geschichte immer gezwungen war, eine Haltung einzunehmen, die sich von einer Generation davor und danach grundlegend unterscheidet. In fast schon kubistisch anmutender Animationstechnik arbeitet Wieczorek mit groben Formen, starken Symbolen und kontrastierenden Farben. Das kämpferische Rot, das für Revolution und Blut steht, und das aschegetränkte Grau, das für die Kohle und den Schmutz der politischen Korruption steht. Dazu ist laute Musik zu hören, die geschickt die Emotionen zusätzlich hochkochen lässt. Und die abgeklärte, fast schon müde Stimme eines Mannes, der zeit seines Lebens gearbeitet und gekämpft hat. Und nun akzeptieren muss, dass die Welt nicht mehr ihm, sondern der Generation seiner Tochter gehört. EIN TAGEBUCH AUS KOHLE ist herausforderndes Kurzfilmkino, das auf emotionaler und intellektueller Ebene überzeugt.