Ein Leben auf See

Filmplakat: Ein Leben auf See

FBW-Pressetext

Sie sind die letzten ihrer Art, echte Haudegen – Seemänner auf einem Krabbenkutter kämpfen in diesem konservierten Dokumentarfilm für ihren Lebensunterhalt, ihre Familien an Land und vor allem auch für ihre bedingungslose Freiheit auf See. Dabei sind die Voraussetzungen mehr als schlecht. Überfischung und der Klimawandel haben das Krabbenfischen nahezu zum Erliegen gebracht. Gänzlich unaufgeregt und mit viel Geduld ermöglichen es Bente Rohde und Elisa Mand dem Zuschauenden, ganz nah an die drei Männer auf dem Kutter heranzukommen, die von sich selbst behaupten, ihre Gefühlswelt an Land zurückzulassen. Mit jedem Misserfolg beim Einholen der Netze, unaufgeregt und meditativ durch die Kameraarbeit von Elisa Mand beobachtet, wird der Dokumentarfilm aber immer intimer, ohne dabei zu überdramatisieren und offenbart so Einblicke in eine oft versperrte Gefühlswelt von grundsympatischen Menschen. Verdient hat dieser Abschlussfilm von der Hochschule Darmstadt 2022 den Hessischen Filmpreis für den besten Hochschulabschlussfilm gewonnen. Ein aufgeschlossener Dokumentarfilm, der dem kühlen Norden viel Wärme abgewinnt.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Bente Rohde; Elisa Mand
Darsteller:Heiko Bohlen; Stephan Frentz; Gillian Ahr
Drehbuch:Bente Rohde; Elisa Mand
Kamera:Elisa Mand
Schnitt:Bente Rohde; Elisa Mand
Länge:52 Minuten
Produktion: Bente Rohde, Elisa Mand
Förderer:HessenFilm und Medien; Hochschule Darmstadt

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

„Es könnte immer noch schlimmer kommen“, ist das Motto von Gill, der zusammen mit Heiko und Kapitän Stephan auf einem Krabbenkutter von Büsum aus in See sticht. Das mag wohl so sein, aber die Situation auf dem Meer ist eindeutig jenseits von romantisch: Die Arbeit ist hart, die Netze nicht mal halb voll, der Fang deckt kaum die Kosten der Fahrt. Frustration und Gedanken an bessere Zeiten, mögen sie hinter oder vor ihnen liegen, machen sich in der Dreier-Crew breit. Der Dokumentarfilm EIN LEBEN AUF SEE bietet in seiner Ruhe und Zurückgenommenheit viel Raum für persönliche Reflexion, sei es über die Situation zu Hause, die Einsamkeit und Freiheit auf See oder das omnipräsente Thema der Überfischung.

In dichten Bildern, die ganz auf die Personen zugeschnitten sind, entfaltet sich ein differenziertes Bild einer marginalisierten Berufsgruppe. Rein beobachtend, ohne Dramatisierung wird das Klischee des tumben Seemannes in mehrfacher Hinsicht gebrochen. Besonders die Einblicke in die versperrten emotionalen Welten, die nie forciert scheinen, sondern aus einem Vertrauensverhältnis zwischen Protagonisten und Regie heraus entstanden sind, hinterfragen tradierte, maskuline Rollenbilder (Vater-Sohn, Lehrer-Schüler).

Gerade die regionale Verortung, die Ansiedelung in einem ganz spezifischen Milieu, entwickelt eine globale Strahlkraft, die diesen Film zu einem Beispiel für die Bipolarität der Welt macht.

Die FBW-Jury zeichnet EIN LEBEN AUF SEE mit dem Prädikat BESONDERS WERTVOLL aus.