Ein Kind wie Jake

VÖ-Datum: 24.06.21
2018
Filmplakat: Ein Kind wie Jake

FBW-Pressetext

Eine Familiengeschichte, so berührend wie relevant – grandios gespielt, sensibel in Szene gesetzt.

Der vierjährige Jake zieht gerne Kleider an und spielt mit Puppen. Für Jakes Eltern ist dies kein Problem. Doch als sie eine geeignete Vorschule auswählen wollen, spüren sie den Druck, der von allen Seiten auf sie einwirkt. Mit einer einfühlsamen Inszenierung und einer beeindruckenden Darstellung des gesamten Ensembles gelingt eine sensible Betrachtung eines hochrelevanten Themas.

Dank einer einfühlsamen Regie (Silas Howard) und einer präzisen Kameraführung (Steven Capitano Calitri), die ganz nah bei den Protagonist*innen ist, gelingt es als Zuschauer*in schon früh, Eintritt in diesen Mikrokosmos einer Familie zu finden. Kammerspielartig entwickeln sich die dialogintensiven Szenen (Drehbuch Daniel Pearle), in denen Claire Danes und Jim Parsons als Jakes Eltern in eindringlichem und authentischem Spiel einen Konflikt austragen, der sowohl von außen – durch die Erwartung einer normativen Gesellschaft, die nun mal bestimmt, was normal ist – als auch von ihnen selbst ausgeübt wird. Dass ein Kind wie Jake, das auf der Suche nach einer Identität so etwas wie Geschlechterspezifizierung gar nicht kennt, von einem System beurteilt und in eine Schublade gesteckt wird, ist ein hochrelevantes Problem, dem sich auch im wahren Leben viele Familien stellen müssen. EIN KIND WIE JAKE liefert hier keine Patentlösung, lässt die Konflikte, die neben dem zentralen Thema auch andere Probleme wie ein unerfüllter Kinderwunsch, die Aufgabenverteilung in einer Ehe und Männlichkeitsbilder streifen, ungelöst und zeigt, wie fragil das Konstrukt einer glücklichen Familie ist. Dass dabei aber nie eine überzogene Dramatisierung entsteht, ist eine weitere Qualität dieses berührenden Dramas, in dem am Ende eine positive und hoffnungsmachende Botschaft steht: Dass Selbstbestimmung ein Recht aller Menschen ist. Von Klein auf.
Prädikat besonders wertvoll

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Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Silas Howard
Darsteller:Claire Danes, Priyanka Chopra, Octavia Spencer; Jim Parsons; Ann Dowd; Amy Landecker; Julia Taylor Ross; Shaunette Renée Wilson; Leo James Davis; Cindy Cheung; Aaron Serotsky; Kelly McAndrew; Kelly Deadmon; Meghan Strange; Olivia Bond; Lee Aaron Rosen; Ian Unterman; Cormac Bluestone; Rhys Bhatia; Adam Butterfield; Erika Robel; Milanee Gordon; Aneesh Sheth; George G. Colucci
Drehbuch:Daniel Pearle
Kamera:Steven Capitano Calitri
Schnitt:Michael Taylor
Musik:Roger Neill
Länge:87 Minuten
VÖ-Datum:24.06.2021
Verleih:Koch Films
Produktion: Bankside Films, Burn Later Productions; Double Nickel Entertainment; Head Gear Films; Metrol Technology; That's Wonderful Productions; XS Media;
FSK:0

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Alex und Greg Wheeler sind die Eltern des vierjährigen Jungen Jake. Alex hatte ihre berufliche Karriere ganz der Erziehung des Kindes und dem Haushalt geopfert. Greg ist in einer Institution für Eheberatung als Psychologe mit einem eigenen Büro tätig. Beide Eltern sehen zunächst aber auf unterschiedliche Weise, wie sich bei der Entwicklung des kleinen Jake die traditionellen Interessen eines Jungen immer mehr in die Richtung der Neigungen eines Mädchens verschieben. Greg ist dabei pragmatischer, aber Alex als Mutter versucht dies anfänglich zu verdrängen und dann zu verharmlosen und erst die weitere Entwicklung des Kindes abzuwarten. Mehr und mehr eskaliert die unterschiedliche Wahrnehmung der Eltern zum offenen Ehestreit, zumal Vater Greg wie auch die in Freundschaft verbundene Beraterin Judy auf schnelles Handeln drängen: Für Jake den richtigen Kindergartenplatz und später auch Schulplatz zu finden, der seiner Entwicklung gerecht wird.

Es ist eine scheinbar kleine Geschichte, aber mit großer Bandbreite! Drehbuchautor Daniel Pearle schrieb diese Geschichte überaus authentisch nach seinem eigenen bekannten Bühnenstück. Mit Silas Howard hat er den perfekten Regie-Partner gefunden, der dieses gesellschaftlich so wichtige Thema hervorragend stimmig, glaubhaft und emotional packend gestaltete.
Ihnen stand ein brillanter Cast zur Verfügung, der mit perfektem Spiel die authentischen Dialoge in eindrucksvolle Szenarien umsetzte. An ihrer Spitze die großartige Claire Danes als Alex und Jim Parsons als Greg, wie auch Octavia Spencer als Kindergartenberaterin Judy.
Eine große Qualität des Drehbuchs ist auch die Einbringung einer zweiten Erzählebene: Die Gespräche des Eheberaters Greg mit einer Klientin, deren Ehe nach verzweifelten Versuchen, ein Kind zu bekommen, scheitern muss. Die Parallelen zur Fehlgeburt des zweiten Kindes von Alex und Greg sind hier offensichtlich.
Ein besonderes Lob verdient auch die unprätentiöse und sehr variable Kamera,
die viel zum eindrucksvoll monierten Spannungsbogen beiträgt.
Ein wichtiger und sehr aktueller Film zum Gender-Thema, der auf beste Weise dazu dienen kann, Vorurteile und Ängste abzubauen. Und ein Film, der durch Gestaltung und Spiel auf hervorragende Weise besticht.