Ein fliehendes Pferd

Kinostart: 20.09.07
2007
Filmplakat: Ein fliehendes Pferd

FBW-Pressetext

Ein deutscher Film, der Spaß macht. Ein Feuerwerk knallscharfer Dialoge, ein glänzendes Schauspielerensemble, das sichtlich Lust am Spielen hat. Intelligentes Erzählkino, auch für Midlife-Crisis geschüttelte Best Ager, die Adaption der 30 Jahre alten Novelle von Martin Walser zeigt sich erstaunlich aktuell und trendy. Das emotionale Dauergewitter wird verstärkt durch die lauernde Kamera Klaus Eichhammers und die von Annette Focks komponierte pfiffige Filmmusik. Eine überzeugend reife Leistung, Regisseur Rainer Kaufmann kann stolz sein. Sogar Walser ist zufrieden, wie man hört.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Kategorie:Arthouse
Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Rainer Kaufmann
Darsteller:Ulrich Tukur; Ulrich Noethen; Katja Riemann; Petra Schmidt-Schaller
Drehbuch:Kathrin Richter; Ralf Hertwig
Länge:97 Minuten
Kinostart:20.09.2007
Verleih:Concorde
Produktion: Clasart Film + TV Produktions GmbH, Gate Filmproduktion
FSK:12
Förderer:MFG Baden-Württemberg; FFA; FFF Bayern

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Ein deutscher Film, der Spaß macht. Ein Feuerwerk knallscharfer Dialoge, ein hervorragendes Schauspielerensemble, das sichtlich Lust am Spielen hat. Intelligentes Erzählkino für die von der Midlife-Crisis geschüttelten Best Ager, die bevölkerungsstatistisch schon die wichtigste Zielgruppe fürs Kino geworden sind. Und all das mit der Adaption einer 30 Jahre alten Novelle von Martin Walser, die von erstaunlicher Aktualität zeugt und geradezu mit trendigem Zeitgeist daherkommt.

Der Film bleibt ganz nah an der literarischen Vorlage, inszeniert eine bürgerliche Welt, die uns auch ästhetisch zurück in die frühen 80er führt und dort alle verklemmten Varianten eines Doppelpärchenspiels durchdekliniert. Der messerscharfe zynische Jargon amüsiert und erschreckt uns zugleich. Die Existenzentwürfe werden humorvoll gebrochen und doch wieder zusammengekittet. Alle brechen aus ihrem Leben aus, aber nur kurz, um sofort wieder ins alte und vielleicht falsche Leben zurückzukehren. Auch das „fliehende Pferd“ lässt sich wieder einfangen, wenn es erst einmal ein wenig durchgebrannt ist.

Die stete Neugier auf den nächsten Ausbruch, verbal wie physisch, hält den Zuschauer unter Spannung, die lauernde Kamera von Klaus Eichhammer verstärkt das emotionale Dauergewitter, und die von Annette Focks komponierte, im wahrsten Sinne pfiffige Filmmusik gibt mit ihrem Retro-Sound die notwendigen Kommentare.

Der Regisseur Rainer Kaufmann hat sich auf einen Pakt mit dem Ur-Autor Martin Walser eingelassen. Daran hat er gut getan. Insgesamt eine überzeugende, reife Leistung. Und ein großes Vergnügen.