Du sollst nicht lieben

Kinostart: 20.05.10
VÖ-Datum: 20.09.10
2009
Filmplakat: Du sollst nicht lieben

FBW-Pressetext

Der angesehene Familienvater Aaron lebt genügsam und gottesfürchtig in der streng orthodoxen Gemeinde Jerusalems. Doch als der junge Ezri in seine Fleischerei tritt und Aaron ihn bei sich aufnimmt, entsteht zwischen den beiden eine Freundschaft, die sich bald zu mehr entwickelt – sehr zum Unbillen der Gemeinde. Regisseur Haim Tabakman erzählt von dem Thema Homosexualität in einem streng konservativen Umfeld mit hoher Sensibilität und einem fast schon dokumentarischen Stil. Spannende und fein ausgearbeitete Details geben Einblicke in einen Alltag, der dem “liberalen” Westen fremd erscheint und zeigen eine geschlossene Wertegesellschaft, die regelkonform leben muss und in der individuelle Gefühle und Bedürfnisse hintenanstehen. Dem Regisseur ist ein authentisches und sehr bewegendes Debut gelungen, das seine Intensität aus dem hervorragenden Schauspiel und der zurückhaltenden eher stillen Inszenierung bezieht. Ein leiser Film, der berührt!

Filminfos

Gattung:Drama; Spielfilm
Regie:Haim Tabakman
Darsteller:Zohar Strauss; Ran Danker; Tinkerbell; Tzahi Grad; Issac Sharry
Drehbuch:Merav Doster
Kamera:Axel Schneppat
Schnitt:Dov Stoyer
Musik:Nathaniel Méchaly
Webseite:;
Länge:96 Minuten
Kinostart:20.05.2010
VÖ-Datum:20.09.2010
Verleih:Salzgeber
Produktion: Riva Filmproduktion GmbH, Pimpa Film Productions;
FSK:12
Förderer:FFHSH

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Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Nur an wenigen Details wie einem Handy oder versteckter Unterhaltungselektronik lässt sich dieser Film überhaupt zeitlich genau einordnen. So wie diese ultra-orthodoxen Juden sich in Jerusalem ihr Leben eingerichtet haben, sieht es in jüdischen Gemeinden seit vielen Generationen aus. Und Haim Tabakman zeigt diese hermetische Gesellschaft mit einer fast dokumentarischen Authentizität. Man sieht, wie diese Menschen essen, beten, miteinander umgehen. Der Film zeigt, wie es in einer koscheren Metzgerei zugeht, beim Bettkreis in der Synagoge, und wie die Ehefrauen sich zwar nicht verschleiern, dafür aber in der Öffentlichkeit eine entstellend hässliche Perücke tragen müssen. Ausgerechnet einer der religiösen Eiferer, der seinem Rabbi widerspricht, wenn dieser von Gott und seinem Wunsch erzählt, dass die Menschen die Freuden des Lebens genießen sollen, wird durch einen jungen Mann dazu gebracht, sich zu seiner bisher rigide unterdrückten Homosexualität zu stellen. Dabei sind Aarons innere Kämpfe mindestens so dramatisch und verheerend wie die Gegenreaktionen in der Gemeinde. Beides wird von Tabakman differenziert und absolut glaubwürdig dargestellt. Die jungen Heißsporne aus der Toraschule benehmen sich wie bigotte Sittenwächter, während der Rabbi besonnen und besänftigend reagiert. Auf dessen Ermahnungen antwortet Aaron mit dem erschütternden Satz: „Ich brauche ihn einfach. Ich war tot – jetzt lebe ich.“

Der Mikrokosmos dieses Films ist in ein ewiges Grau getaucht. Außerdem arbeitet Tabakman viel mit dem Leitmotiv des Wassers: der ständige Regen und das Bad, die Waschungen auch noch im Kinderlied, die geborstene Wasserleitung beim Gerangel in der Gasse und schließlich das Abtauchen in der Schlusseinstellung. Mit einer für ein Debüt erstaunlichen Souveränität schafft Tabakman hier eine Stimmung, die zugleich stilisiert und realistisch wirkt. Konsequent hält er auch immer eine zuerst durchaus irritierende Distanz zu seinen Filmfiguren. Er bietet dem Publikum nicht mit den üblichen melodramatischen Tricks einen Sympathieträger an.

Stattdessen zeigt er ihn mit seinen Widersprüchen, an denen sich der Zuschauer zusammen mit ihm abarbeiten muss. Dies ist ein unbequemer, dafür aber sehr reicher Film.