Dieser Film heißt aus rechtlichen Gründen Breaking Bert

Filmplakat: Dieser Film heißt aus rechtlichen Gründen Breaking Bert

FBW-Pressetext

Eine Strichfigur reinigt die eigene Wohnung und kümmert sich um ihre eigenen Angelegenheiten. Doch dann fällt ihr unversehens ein Buch mit Bertolt Brechts Gedichten auf den Kopf. Eines dieser Gedichte wird verlesen. Die Figur fühlt sich aufgefordert, Haltung zu zeigen. Oder sich zu verhalten. Irgendwie halt. Oder doch lieber nicht? Anne Isensses Film vertraut auf eine minimalistische Strichoptik, die durch ihre Reduziertheit dem komplexen Sujet entgegenkommt, und der Konzentration auf das Wesentliche Raum verschafft. Dabei gibt es im Bildaufbau immer wieder kleine Twists und Überraschungen, durch die sich wortwörtlich die Bühne zum Zuschauenden öffnent. Durch die Einbeziehung von Bertolt Brechts Werk und seiner schreiberischen und inszenatorischen Vorgehensweise denkt Isensee dabei ihre Idee konsequent zu Ende. Ein in allen Belangen überzeugender und höchst unterhaltsamer Kurzfilm und gleichzeitig eine gelungene Adaption des Brecht‘schen Theaterkonzepts.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Animationsfilm; Kurzfilm
Regie:Anne Isensee
Drehbuch:Anne Isensee
Kamera:Anne Isensee
Schnitt:Anne Isensee
Musik:Franziska May
Länge:4 Minuten
Verleih:interfilm Berlin Short Film Sales & Distribution
Produktion: Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF
Förderer:Filmuniversität Babelsberg

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

DIESER FILM HEIßT AUS RECHTLICHEN GRÜNDEN BREAKING BERT von Anne Isensee ist ein kurzer selbstreflexiver Animationsfilm über die überraschende Begegnung mit einem Gedicht von Bertolt Brecht und was dieses mit uns, dem Publikum, zu tun hat. Das World-Building wird durch Geräusche und Musik geleistet, während die Bildwelt auf reduzierte Strichoptik vertraut.
Die Strichfigur beginnt, die eigene Wohnung zu reinigen, bis ihr ein Buch auf den Kopf fällt: Bertolt Brechts Gedichte – eines wird verlesen. Es geht um die persönliche Verweigerung der Revolution. Wer andere für sich kämpfen lässt, könnte selbst auf der Seite der Feinde landen. Mehr und mehr übernimmt eine metareflexive Brechung die Inszenierung. Die Lektüre gipfelt in einem Publikumsappell („Na, da fühlt man sich ertappt“). Doch die drei Möglichkeiten der Reaktion sind allesamt Verdrängung und Passivität.
Schließlich dreht die Figur die Wohnungskulisse und endet in einem Musikstudio mit aufgemalten Instrumenten. Als die Studiouhr auf null steht, fällt auch diese Kulisse ins Schwarz. Brechtsche Verfremdung wird in dieser kleinen, sehr witzigen Etüde zu Ende gedacht, wenn zunächst die Wohnung zum simulierten Studioraum wird, der sich ebenfalls zweidimensional entlarvt.
Positiv wurde von der Jury die Strichanimation diskutiert, die in ihrer Reduziertheit eine Konzentration auf das Wesentliche ermöglicht, welche durch Monolog und Kommentar sehr amüsant wirkt. Der Humor ist sophisticated und feinsinnig, seine Pointen kommen durchaus unerwartet. Der Titel kann als Gedankenspiel mit dem populären Serientitel Breaking Bad verstanden werden, wobei auch hier die Mehrdeutigkeit und die ‚Brechung‘ integriert wird.
Der Film DIESER FILM HEIßT AUS RECHTLICHEN GRÜNDEN BREAKING BERT kann als gelungene Anwendung des Brechtschen Theaterkonzeptes auf den Animationsfilm verstanden werden und hat die Jury völlig überzeugt.