Diese furchtbare Straße - Teil 2, Der Verkehr ist immer

Filmplakat: Diese furchtbare Straße - Teil 2, Der Verkehr ist immer

FBW-Pressetext

Der Ruhrschnellweg. Die Straße mit einem der höchsten Verkehrsaufkommen in Deutschland. Die alte Lebensader des Ruhrgebiets verbindet heute Millionen Menschen. Familien leben seit Generationen direkt daneben, Anwohner hassen den Lärm sowie die ständigen Baustellen und Staus. Trotzdem ist der Ruhrschnellweg für viele ein Stück Heimat. Rund ein Jahr waren die Filmemacher Matthias Grünewald und Michael Lang mit Kamera oder Mikrofon immer wieder entlang der Straße in Duisburg, Mülheim an der Ruhr, Essen, Wattenscheid, Bochum und Dortmund unterwegs. Entstanden ist, nach einem ersten Film im Jahr 1996, ihr zweiter poetischer Dokumentar?lm über die Lebensader des Ruhrgebiets, ein dritter Teil soll 2040 entstehen. Grünewald und Lang gelingt es in DER VERKEHR IST IMMER erneut, stimmungsvolle Bilder von der A 40 und der B1 sowie leidenschaftliche und unterhaltsame Kommentare von Anwohnern, Arbeitern und Pendlern zu sammeln. Auf diese Weise entsteht ein aktuelles Bild über eine pulsierende Ader des Ruhrgebiets. Die Bilder, die Grünewald und Lang zeigen, beeindrucken nicht nur durch ihre ungewöhnlichen Blickwinkel und Perspektiven, sondern sind kongeniale Stimmungsbilder zu den Aussagen der Anwohner. Und die Musik von Charles Petersohn lässt das treibende Gefühl der Straße lebendig werden. DIESE FURCHTBARE STRASSE ist auch im zweiten Teil eine sehr kluge, stimmungsvolle und poetische Betrachtung einer Straße, die das gesamte Ruhrgebiet verbindet.
Prädikat besonders wertvoll

Filminfos

Gattung:Dokumentarfilm; Kurzfilm
Regie:Michael Lang; Matthias Grünewald
Drehbuch:Matthias Grünewald; Michael Lang
Kamera:Matthias Grünewald
Schnitt:Matthias Grünewald
Musik:Charles Peterson
Länge:30 Minuten
Produktion: Matthias Grünewald
Förderer:Film- und Medienstiftung NRW

Jury-Begründung

Prädikat besonders wertvoll

Was die Menschen wirklich zusammenbringen würde, sei eben Asphalt, so heißt es in diesem Essayfilm, für den die Filmemacher Matthias Grünewald und Michael Lang auf dem Ruhrschnellweg zwischen Dortmund und Duisburg Bilder und Töne gesammelt haben. Es sind Ansichten von stetig fließendem Verkehr, von Wohnhäusern und überraschend grünen Oasen, die direkt an die Autostraße angrenzen, abgeschirmt von Lärmschutzwänden und anderen Barrikaden. Aus dem Off hört man dazu Kommentare von Anwohnern, die beteuern, den Lärm nicht mehr zu hören, es hier schön zu finden oder eben einfach daran gewöhnt zu sein scheinen. Die profane Verkehrsachse erscheint als pulsierende lebendige Ader, die die Gegend und den Charakter des Ruhrpotts in gewisser Hinsicht mehr prägt als jedes Baudenkmal.

In langen Einstellungen und einer überlegt eingesetzten Musik, unter der immer weiter das nie nachlassende Summen des Verkehrs zu hören ist, vermitteln die Filmemacher tatsächlich nichts weniger als ein Lebensgefühl. Wobei nach Ansicht der Jury ein interessantes Spannungsverhältnis entsteht zwischen der Konkretheit des Ortes und seine abstrakten Betrachtung als Heimat, als Identität.

Das Ergebnis ist das gelungene Porträt eines "Unortes": Niemand findet die autobahnartige Straße schön, man hört die Anwohner über den "Ruhrschleichweg" schimpfen und sich über ständige Staus und ständigen Lärm beklagen, aber zugleich hört man aus den Zitaten auch den speziellen "Geist" des Ruhrpotts heraus: ein großer Pragmatismus des Sich-Anpassens und Einfügens, ein gewisser Starrsinn im Bleiben wollen und das Talent, es sich überall gemütlich machen zu können. Bilder und Töne stehen oft in herrlichem Widerspruch zueinander: Friedlich spielende Kinder und ins Gespräch vertiefte Rentner auf einem winzigen Grünstreifen, übertönt vom Motorlärm der vorbeisausenden Fahrzeuge; zugemauerte Unterführungen, die wie verwunschene Märchenorte aussehen und sorgsam bepflanzte Balkons, die unmittelbar über die Straße ragen. Im sorgfältigen Wechsel von langen Einstellungen und dynamischen Schwenks, die den Horizont über den Verkehrsweg hinaus erweitern, zeigen die Regisseure sehr gekonnt und mit wunderbaren Sinn für leisen Humor das Nebeneinander von Lärm und Erholung, von Fortschritt und Stillstand.